Wenn Mentz in seinem Revier unterwegs ist, trägt er ohnehin stets lange Hosen. Die Hosenbeine haben unten einen Gummizug, die die Stiefel umschließen. Kommt der Förster nach Hause, sucht er seine Kleidung gründlich nach Zecken ab. „Man entwickelt ein Auge dafür“, sagt er.
Förster vermerktTrotzdem habe er jedes Jahr etliche Zeckenbisse, berichtet er. „Das stellt man spätestens nach einem Tag fest, wenn es juckt.“ Götz-Alexander Mentz trägt jeden Zeckenbiss in ein digitales Verbandsbuch ein. „Borreliose ist bei Förstern eine Berufskrankheit. Die Dokumentation ist wichtig, falls sie auftreten sollte.“ Nach seinem Empfinden gibt es in diesem Jahr mehr Zecken als gewöhnlich. Nach Aufenthalten im Wald werden auch seine Hunde „Bo“ und „Kara“ genau inspiziert, ob in ihrem Fell Parasiten hängengeblieben sind.
Ionut Huma, Sprecher der Landesforsten, berichtet ebenfalls von „einer gefühlten Zunahme von Zecken“. Er sagt, die milden Winter der vergangenen Jahre hätten das Aufkommen im jeweils folgenden Jahr begünstigt. Das sei unter anderem auch eine Folge des Klimawandels.
Eine Pflicht oder die dringende Empfehlung, sich gegen FSME impfen zu lassen, gebe es bei den Landesforsten nicht. Schleswig-Holstein sei kein FSME-Gebiet und gegen Borreliose könne man sich nicht impfen lassen, sagt Huma. „Gleichwohl lassen sich viele Mitarbeitende freiwillig gegen FSME impfen“, sagt er. Das hat auch Götz-Alexander Mentz getan.
Ob in den vergangenen Jahren Mitarbeiter aufgrund von Zeckenbissen erkrankt sind, beantworten die Landesforsten aus Datenschutzgründen nicht. Beim Kreis Ostholstein sind nur sehr wenige Erkrankungen bekannt: 2024 waren es zwei Fälle von Lyme-Borreliose, in diesem Jahr gab es eine mit dem FSME-Virus infizierte Person.
„In Schleswig-Holstein sind FSME-Meldungen eine echte Rarität. Das hat sich über die Jahre nicht verändert“, sagt Virologe Prof. Helmut Fickenscher, der an der Uni Kiel lehrt, und stellvertretender Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie ist.
Borreliose komme auch im nördlichsten Bundesland häufig vor, sagt Fickenscher. „Aber es gibt keine allgemeine Meldepflicht. Wir beziehen unsere Kenntnisse aus den ostdeutschen Bundesländern. Zu DDR-Zeiten gab es dazu Statistiken, die sind weitergeführt worden.“
Er verweist darauf, dass eine FSME-Impfung von der Stiko (Ständige Impfkommission) empfohlen wird, wenn Menschen auf Reisen in Risikogebiete gehen. Dazu zählen laut des Experten ganz Süddeutschland, Österreich, Tschechien, auch der Adria-Raum, das Baltikum und Schweden.
Ostholstein: FSME-Impfungen an der Tagesordnung
„Manche Menschen ziehen Zecken magisch an“, sagt Helmut Fickenscher. Das liege an den Geruchsstoffen, die bei jedem unterschiedlich ausgeprägt sind. Er ist zuversichtlich, dass es absehbar einen Impfstoff gegen Borreliose geben wird. „Meines Wissens steht ein Impfstoff kurz vor der Zulassung. Er könnte schon im kommenden Jahr verfügbar sein.“
Impfungen gegen FSME sind in Arztpraxen in Ostholstein an der Tagesordnung. „Das kommt häufig vor. Es sind Leute, die viel reisen“, sagt Dr. Nicola Hermes aus der Eutiner Gemeinschaftspraxis Die Internisten. Immer wieder kämen auch Patienten, die sich Zeckenreste entfernen lassen müssten. Sie rät: „Auf Wanderröte achten. Sie kann kurz nach einem Zeckenstich auftreten, manchmal auch erst Wochen später.“ Beobachte man eine verdächtige ringförmige Hautrötung, sollte man das vom Arzt abklären lassen, sagt Nicola Hermes. Das wäre ein typisches Zeichen für Borreliose.