Parallel soll eine analytische Datenplattform entstehen, die alle relevanten Verkehrsdaten bündelt. Gemeinsam mit einem wachsenden Sensornetz soll Lübeck so künftig flexibler auf geplante Baustellen oder überraschende Staus reagieren können.
Testlauf soll
2,5 Jahre dauern
Das Projekt, das im Herbst an den Start gehen soll, nennt sich Viaa (iaa steht für intelligent, analytisch und agil) und wird über 2,5 Jahre laufen. Es ist mit rund 5 Millionen Euro ausgestattet, 65 Prozent fördert das Bundesverkehrsministerium.Damit die Technik freie Fahrt hat, müssen einige Ampelanlagen aufgerüstet werden – alte Steuergeräte fliegen raus, neue, LED-betriebene Systeme kommen rein. Während der Arbeiten müssen einzelne Ampeln zeitweise außer Betrieb genommen werden.
Die Stadt hat drei Straßenzüge für den Praxistext auserkoren: Fackenburger Allee, Nordtangente und Bei der Lohmühle. Aus Sicht der Stadt sind alle Areale ideal für einen Testlauf.
Die Strecke Bei der Lohmühle ist stark von Schwerlastverkehr geprägt. Neue Mess- und Analysetechniken sollen hier die verschiedenen Verkehrsarten erfassen, damit Ampelschaltungen künftig dynamisch und bedarfsgerecht reagieren können.
Bei der Nordtangente geht es vor allem um die Eric-Warburg-Brücke: Jeder Lübecker kennt das Warten, wenn sich die Brücke über die Trave öffnet. Hier soll die Ampelsteuerung vor und nach den Öffnungen optimiert werden, um Staus zu verringern. Zusätzlich sollen Verkehrsteilnehmer früher über geplante Öffnungen informiert werden, um alternative Routen zu wählen.
In der Fackenburger Allee steht die klassische Grüne Welle im Fokus. „Im Rahmen des Projektes Viaa wird diese optimiert und geprüft, in welcher Form der Radverkehr von dieser grünen Welle profitieren kann, um somit den Verkehrsfluss zu verbessern“, erklärt Hansjörg Wittern, stellvertretender Sprecher der Hansestadt auf LN-Anfrage.
App sagt, wann es
wieder Grün wird
Und eine weitere Neuheit will die Stadt dort testen: den Ampelphasenassistenten per App. Ab 2026 soll dieser Assistent, den jeder auf seinem Smartphone nutzen kann, aktiv sein. Die App soll dann Bus-, Auto- und Radfahrer schon vor der Kreuzung darüber informieren, wie lange es noch dauert, bis wieder Grün ist. Gleichzeitig soll die App den Verkehrsteilnehmern sagen, bei welchem Tempo die Fahrt möglichst ohne Stopps klappt. Das Ziel: flüssiger, stressfreier und umweltfreundlicher unterwegs sein.
Doch wie sollen Autofahrer die App bei der Fahrt bedienen? Die Nachfrage stellten die LN an die Stadt, erhielten aber bis Redaktionsschluss keine Antwort. Klar ist allerdings: Das Bedienen von Handys während der Fahrt ist dem Fahrer in Deutschland untersagt. Es wird mit einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg geahndet. Aber oft genug fährt ja ein Beifahrer mit.