Zu groß, zu teuer: Streit über
die neue Mega-Kita in Stockelsdorf
Einrichtung mit bis zu zehn Gruppen geplant – Jetzt kommen Zweifel auf, ob der Bedarf überhaupt besteht.

Auf diesem Gelände am Bohnrader Weg in Stockelsdorf plant die Gemeinde den Bau der ungewöhnlich großen Kita.Foto: Sebastian Prey
Stockelsdorf. Jahrelang war die Betreuungssituation für Eltern mit Kindern in Stockelsdorf prekär. Nur mit personellen Notprogrammen und Containerlösungen konnte der Bedarf gedeckt werden. Der Bau einer großen, modernen Kita im Neubaugebiet Franzhörn – direkt gegenüber vom Feuerwehrhaus Bohnrader Weg – sollte ein Befreiungsschlag werden. In der Mega-Kita sollen bis zu zehn Gruppen eingerichtet werden. Seit mehr als sechs Jahren ist das Projekt auf der Tagesordnung der politischen Gremien. Vor drei Jahren wurde das Vorhaben beschlossen. Seit Dezember 2024 liegt die Baugenehmigung vor. Nun steht das Vorhaben auf der Kippe.

Insbesondere die CDU-Fraktion hegt erhebliche Zweifel am Bedarf einer Kita in dieser Dimension. Torsten Petersson (CDU) warf der Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses vor, nicht mit realistischen Zahlen zu arbeiten. So werde mit einem Bedarf von 15 Krippen- und 20 Krippenplätzen pro 100 Wohneinheiten gerechnet, üblicherweise werde aber nur mit elf Plätzen gearbeitet.

Zudem sei es unwahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren an die 1000 neue Wohneinheiten entstehen. „Ein Zuwachs von 2500 Einwohnern in den nächsten Jahren ist völlig unmöglich“, sagte Petersson. Auch vor dem Hintergrund rückläufiger Geburtenraten.

Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD) ging ihrerseits in die Offensive: „Der Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen ist nicht gefühlte Wahrheit, sondern wurde mehrfach gutachterlich belegt – durch biregio und durch den Kreis Ostholstein. Er ergibt sich aus der Zunahme von über 1000 Wohneinheiten. Diese führen zwangsläufig zu mehr Kindern – und damit zu mehr Betreuungsbedarf. Wenn wir heute nicht handeln, fehlen uns 2027/2028 real Plätze – und das unter gesetzlich garantiertem Rechtsanspruch“, erklärte Samtleben.

Sabine Gall-Gratze (Grüne) warnte ebenfalls: „Wenn wir nicht bauen, kommen wir in eine Klagewelle rein. Zudem wird das Projekt teurer, wenn wir es weiter verschieben.“ Die Bedenken der CDU angesichts der Kosten von mehr als elf Millionen Euro kann Carsten Büll von der SPD nachvollziehen. „Bei der Summe haben wir auch Bauchschmerzen, aber wir können nicht sehenden Auges auf Klagen der Bürger zulaufen“, sagte Büll. Stephan Passemann (FDP) hegt Zweifel an dem schnellen Wachstum der Gemeinde. „Vielleicht sollten wir die Kita nur fünf- statt zehnzügig bauen. Mit der Option für einen weiteren Aus- oder Anbau“, regte Passemann an.

Ein Vorschlag, der bei Bauamtsleiter Jan-Christian Ohm nicht gut ankam: „Eine solche Planung kann man nicht einfach mal halbieren. Die Folge wäre eine Verzögerung von mindestens eineinhalb Jahren“, sagte Ohm und gab zu bedenken, dass die vorhandenen Kitas nicht nur am räumlichen Limit seien, sondern auch einen Sanierungsstau haben. „Die neue Kita würde Kapazitäten schaffen, um Gruppen aus alten in neue Räume zu verlagern.“

Bürgermeisterin Samtleben fügte hinzu: „Wir haben Fördermittel beantragt. Wir haben Planungen beauftragt. Wir haben Verträge geschlossen. Wir haben Familien gegenüber Erwartungen geweckt. Nun müssen wir auch Verantwortung übernehmen. Eine verlässliche Kinderbetreuung ist zudem ein wichtiger Faktor für die Firmen in unserer Gemeinde.“

Auf Anregung von Helmut Neu (UWG) einigte sich der Ausschuss einstimmig, die Entscheidung über den Kita-Neubau zu vertagen. Ob der Bau in seiner geplanten oder einen abgespeckten Form errichtet wird, sollen die Fachausschüsse Bauen sowie Bildung in einer gemeinsamen Sitzung im Herbst entscheiden. Bis dahin soll geklärt werden, wie es denn tatsächlich mit den geplanten Bauvorhaben in der Gemeinde nebst Entwicklung der Bevölkerungszahl aussieht und wie groß der Sanierungsumfang in den vorhandenen Kitas ist. SEP
Druckansicht