Für Privatkunden: Der ZVOsteigt ins Stromgeschäft ein
Der Zweckverband setzt auf Ökostrom – Noch gibt es diesen nur in Schleswig-Holstein

Geschäftsführer Sven Bäumler mit der ZVO-App auf dem Smartphone. Er will mit seinem Team dafür sorgen, dass in Zukunft möglichst viel Strom aus der Region kommt.Foto: Sebastian Rosenkötter
ostholstein. Der Zweckverband Ostholstein (ZVO) wird immer mehr zum Allrounder. Nach Gas und Wasser bietet das Unternehmen mit Sitz in Sierksdorf ab sofort auch Strom an. Der Einstieg in den hart umkämpften Markt mit deutschlandweit rund 1300 Anbietern wurde gut vier Jahre vorbereitet. Das Produkt aus 100 Prozent erneuerbaren Energien ist bislang allerdings nicht überall verfügbar. Und der ZVO taucht auch nicht bei Vergleichsportalen wie Verifox und Check24 auf.

Sven Bäumler ist Geschäftsführer der ZVO Energie GmbH. Er betont, dass das Stromgeschäft für Privatkundinnen und -kunden komplett digital ablaufe – entweder über die Internetseite oder über die neue ZVO-App. Dort könne man sich den passenden Tarif aussuchen.

Zu beachten sei, dass der Preis für jeden Haushalt neu berechnet werden muss, da es mehr als 800 Netzbetreiber zwischen Flensburg und München gibt. Alle Anbieter würden Netzentgelte in unterschiedlicher Höhe erheben, um das jeweilige Stromnetz zu unterhalten.

Um deutschlandweit Strom anbieten zu können, muss der ZVO mit jedem Netzbetreiber einen Nutzungsvertrag abschließen. Doch genau das ist noch nicht der Fall. „Wir haben uns zunächst auf die Betreiber in Schleswig-Holstein konzentriert und werden weiter wachsen“, sagt Sven Bäumler. Somit könne es im nächsten Jahr durchaus möglich sein, auch in Bayern Strom vom ZVO zu beziehen. Der Arbeitspreis liegt derzeit bei gut 32 Cent pro Kilowattstunde. Der Tarif könne sich ebenfalls von Ort zu Ort minimal unterscheiden. Bäumler betont: „Wir sind marktfähig, werden uns aber nicht mit den günstigsten im Vergleich stellen, sondern mit denen, die 100 Prozent Ökostrom anbieten.“

Wer den ZVO-Preis mit anderen Anbietern vergleichen möchte, muss dies ohne die Hilfe von Vergleichsportalen machen. „Die Arbeiten mit hohen Rabatten und anderen Dingen. Das ist kein Geschäftsmodell für uns“, führt der Geschäftsführer aus.

Ausschlaggebend für den Einstieg ins Stromgeschäft war laut ZVO-Verbandsvorsteher Frank Spreckels, dass man ein Komplettpaket im Bereich der Ver- und Entsorgung anbieten will. „In einigen Gemeinden liefern wir Gas und Wasser, entsorgen den Abfall und kümmern uns um das Abwasser“, erklärt Spreckels. Man schließe also eine Lücke.

Bäumler und Spreckels betonen, dass der Strom möglichst aus der Region kommen soll. Bereits jetzt werde unter anderem auf dem Gelände des Wasserwerks Süsel mit einer Photovoltaikanlage Energie gewonnen.

Bereits 2026 soll auf der alten Deponie in Neuratjensdorf im Kreisnorden mit der Errichtung einer weiteren PV-Anlage über 3,5 Megawatt begonnen werden. Mit dem dort gewonnenen Strom könnten dann rund 1200 Haushalte versorgt werden.

Verbandsvorsteher Frank Spreckels ergänzt: „Mit dem Strom, den wir derzeit produzieren, können wir etwa 6000 Haushalte versorgen.“ Mit Blick in die Zukunft kündigt er an, die Energie aus Abwasser und Abfall, zunehmend für den eigenen Verbrauch und die Belieferung der Stromkundschaft verwenden zu wollen.

Wichtig für Neukundinnen und -kunden ist, dass diese – sollten sie Unterstützung bei einem Vertragsabschluss benötige, auch zur ZVO-Zentrale in den Gewerbepark Neustädter Bucht kommen können. Zudem weist Bäumler darauf hin, dass der telefonisch erreichbare Kundenservice geschult sei. SER
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