Tierärzte warnen:
Hundemalaria durch Zecken
In der Neustädter Tierklinik häufen sich die Fälle – Der Verlauf ist oft dramatisch – Zeckenschutz ist einzige Prophylaxe.

Katharina-Majanne Walch ist Tierärztin in der Tierklinik Neustädter Bucht und warnt vor Hundemalaria.Foto: Maike Wegner
ostholstein. Ein Hund wird auf dem Arm seiner Besitzerin in die Tierklinik Neustädter Bucht gebracht. Er hat tagelang nicht gefressen, hat hohes Fieber, ist stark geschwächt. Tierärztin Katharina-Majanne Walch nimmt dem Vierbeiner Blut ab und sieht schon unter dem Mikroskop: Der Hund hat sich mit Babesiose infiziert. Die Krankheit wird durch Zecken übertragen und umgangssprachlich als Hundemalaria bezeichnet. „Bisher kam sie nur in Südeuropa vor“, sagt die Tierärztin. „Aber jetzt häufen sich die Fälle hier im Norden.“ Die Ärzte der Klinik sind alarmiert, rund zehn Fälle haben sie in diesem Jahr bereits behandelt, ein Tier hat die schwere Krankheit nicht überlebt. „Sonst waren es vielleicht zwei im Jahr. Und in denen hatten sich die Tiere auch nicht hier in Ostholstein infiziert.“

Jetzt ist das anders, betroffen sind Tiere, die ausschließlich in Ostholstein unterwegs waren. Unter anderem der Klimawandel, aber auch Importe von Hunden aus Risikogebieten sorgen für eine höhere Gefahr. Besonders tückisch: die Infektion zeigt sich manchmal nach wenigen Tagen, kann aber auch nach drei bis vier Wochen erst Symptome bilden.

Wie kritisch es um ihr Tier steht, ist vielen Besitzern anfangs meist gar nicht bewusst. „Dabei sind die Hunde oft bereits schwer krank und Intensivpatienten“, sagt Walch. In fast allen Fällen mussten die Vierbeiner stationär in der Klinik bleiben, die meisten von ihnen sogar Bluttransfusionen bekommen.

Denn die Krankheit sorgt schnell für eine Blutarmut. Der Grund dafür: Der Parasit, den die Zecke überträgt, befällt die roten Blutkörperchen. Nach uns nach werden so die Zellen zerstört. Auch Leber und Niere sind vom Befall betroffen. „Wir behandeln zunächst mit einem Medikament die Infektion“, sagt die Tierärztin. „Dazu bekommen die Hunde natürlich Begleitmedikamente gegen die Übelkeit und für ihr Immunsystem.“

Wie das Tier die schwere Erkrankung übersteht, hängt von vielen Faktoren ab. Junge und fitte Hunde sind mehrheitlich schneller wieder auf den Beinen. Ältere brauchen länger, in einigen Fällen kann die Infektion sogar zum Tod führen.

Die Sorge, dass die Fälle weiter zunehmen werden, ist in Neustadt groß. Am Ende gibt es aber nur eine Prophylaxe: wirksamer Zeckenschutz. „Den empfehlen wir wirklich dringlich. Dabei ist es egal, ob er in Tablettenform, als Spot-on oder mit einem Zeckenhalsband verabreicht wird“, sagt Katharina-Majanne Walch.

Nötig ist der Schutz mittlerweile ganzjährig. „Zecken überstehen sogar kurzen Frost und sind daher immer aktiv“, sagt die Tierärztin. Naturmittel wie Kokosöl oder Bernsteinketten sollten dabei nur als Zusatz eingesetzt werden und nicht den eigentlichen Schutz ersetzen.

Außerdem hilft es, den Hund nach jedem Spaziergang abzusuchen – das gilt insbesondere im Urlaub, wenn dieser in warmen Gefilden gemacht wird. Wie wichtig der Schutz ist, zeigen die Fälle an der Tierklinik Neustädter Bucht. 90 Prozent der mit Babesiose eingelieferten Hunde hatten keinen Zeckenschutz. Dieser hätte vermutlich Schlimmeres verhindert. Das Mittel wehrt oder tötet die Zecke ab, bevor diese den Erreger übertragen kann.

Menschen müssen sich übrigens keine Sorgen machen, wenn ihr geliebter Vierbeiner infiziert ist: Auf sie ist die Krankheit vom Hund nicht übertragbar, auch Katzen sind in nur äußerst seltenen Fällen davon betroffen. MWE
Druckansicht