Er bekommt weiterhin nur geschätzte Rechnungen. Die Folge: Diegmann muss wesentlich mehr bezahlen, als er tatsächlich verbraucht. Denn der Zahnarzt im Ruhestand verbringt mehrere Monate im Jahr im Ausland.
Der 74-jährige Diegmann hat vermutet, dass andere Travenetz-Kunden ähnliche Probleme haben. Und das ist in der Tat so. Von einem generellen Problem wollte Tim Krawczyk, Sprecher der Stadtwerke Lübeck und der Hansewerk-Gruppe, zu der Travenetz gehört, allerdings nicht sprechen. Doch nach Erscheinen des Berichts haben sich etliche Travenetz-Kunden bei den LN gemeldet.
„So wie Herrn Diegmann ergeht es uns auch“, berichtet Thomas Jedtberg.Der 41-jährige Berufsschullehrer an einer Lübecker Schule hat ebenfalls schon viele Telefonate geführt und Mails an Travenetz geschrieben. „Die Mitarbeiter waren alle immer sehr freundlich, aber passiert ist nichts“, sagt Jedtberg.Jedtberg ist gleich doppelt betroffen – als Privatmann und als Vorsitzender eines Tennisvereins. „Jeweils nach einem Wechsel der Stromzähler gibt es Probleme, weil die neuen Nummern der Zähler nicht ordnungsgemäß eingepflegt werden“, berichtet Jedtberg. Die Folge: Weil die Nummern der hinterlegten Zähler nicht korrekt oder aktuell sind, kann der tatsächliche Verbrauch nicht ermittelt oder der Stromlieferant nicht gewechselt werden.
Ob der fehlerhaften und nur geschätzten Abrechnungen vermutet Jedtberg, dass er mittlerweile als Privatmann um die 2000 Euro zu viel bezahlt hat. Da er sich mittlerweile nicht mehr anders zu helfen weiß, wird er nun privat eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragen.
Bereits verzweifelt ist ein Lübecker Ehepaar, an der fehlenden Datenübertragung und internen Kommunikation zwischen Travenetz und Stadtwerke. „Angeblich hat die Travenetz die Daten unserer neuen Zähler und Zählerstände nicht an die Stadtwerke übermittelt. Die Travenetz bestreitet dies und sieht den Fehler bei den Stadtwerken. Ich bin fassungslos“, schreibt uns eine Pensionärin, die einfach nur eine „korrekte Rechnung“ bezahlen möchte.
Eine andere genervte Travenetz-Kundin schreibt an die LN. „Ich habe mich sehr über den Bericht gefreut. Ich selber kämpfe seit Jahren mit Travenetz“, schildert sie. „Nach dem Einbau eines Digitalzählers bekomme ich immer noch Ablesekarten mit der alten Zählernummer – sollte ich nach diesem jahrelangen Nervenkrieg etwas nachzahlen müssen, gehe ich zu einem Anwalt.“