Mit einer Breite von nur 1,80 Metern ist er nicht nur viel zu schmal. Zudem gibt es Behinderungen durch eine Bushaltestelle und an vielen Tagen stehen auch noch unterschiedliche Mülltonnen zur Leerung zwischen Fuß- und Radweg. „Dieser Radweg hat ganz erhebliche Defizite. Zweirichtungsradwege haben generell ein erhöhtes Unfallrisiko“, berichtete Verkehrsplaner Arne Rohkohl von der Wasser- und Verkehrskontor GmbH im jüngsten Ausschuss für Umwelt und Verkehr.
Vor dem Hintergrund eines CDU-Antrags, einen Radweg in der Lübecker Straße entlang des Corny-Werks einzurichten, wurde nun ein Radwegkonzept für den Bereich Tremskamp/Lübecker Straße (L309) zwischen Stadtgrenze und Berliner Straße präsentiert. Und das Konzept hatte es in sich. So sind unter anderem die Verkehrsräume in der Lübecker Straße so begrenzt, dass dort nur ein Fahrradschutzstreifen statt eines eigenständigen Radwegs entstehen kann.
Zudem empfahl der Experte, die Benutzungspflicht des Radwegs im Bereich Tremskamp in gegenläufiger Fahrtrichtung aufzuheben. Soll heißen: Radfahrer, die Richtung Lübeck fahren, sollten dann auf der Straße fahren. Um dem Radverkehr einen zusätzlichen Schutz zu geben, sollte auf der Fahrbahn ein Schutzstreifen mit einer Breite von 1,50 Meter markiert werden. Die Restfahrbahnbreite beträgt dann circa 5,50 Meter, was eine dauerhafte Begegnung von zwei Pkw ohne Überfahren des Schutzstreifens sicherstellt. Bei Begegnungen mit Bussen und Lastwagen dürfe der Schutzstreifen überfahren werden.
Dieser Vorschlag schreckte viele Ausschussmitglieder auf. „Ich würde meinem Kind nie erlauben, dort mit dem Rad zu fahren. Bei dem Aufkommen des Schwerlastverkehrs ist das viel zu gefährlich“, sagte die Ausschuss-Vorsitzende Gudrun Berger (Grüne). Hansjörg Thelen (SPD) warnte ebenfalls davor, „die Leute auf die Fahrbahn zu jagen“. „Da ist mir der Begegnungsverkehr auf dem Radweg wie in den vergangenen 30 Jahren schon sicherer und lieber.“
Um die Sichtbarkeit der Radfahrer zu erhöhen, sollten zudem die Radwege an den Kreuzungen direkt an die Straße verlegt und eine spezielle Abbiegespur für Radfahrer eingerichtet werden. „Ich bin erstaunt, was aus unserem Antrag nun alles werden soll“, sagte Bernd Kubsch (CDU). Ob der Dimension der vielen Umbauten und etlicher Ungewissheiten wurde das Konzept einstimmig abgelehnt. „Die Planung ist sehr theoretisch und ist in der Praxis so nicht umsetzbar“, erklärte Wolf-Rüdiger Traß (WBS).
Ein Grund für die Ablehnung war auch, dass die Radwegabschnitte im Tremskamp und Lübecker Straße Teil des Radschnellweges von Groß Grönau über Lübeck nach Bad Schwartau werden sollen. Derzeit bereitet die Hansestadt den ersten Bauabschnitt in der Ratzeburger Allee für die Umgestaltung vor. Berger: „Unsere Aufgabe sollte es sein, die Voraussetzungen für eine gute Anbindung an den Radschnellweg zu schaffen und die Anregungen aus dem Verkehrsentwicklungsplan zu berücksichtigen.“
Ein weiterer Grund, warum die Politiker von dem Konzept erst einmal Abstand genommen haben, ist die noch unklare Situation der L309. Die Straße ist dringend sanierungsbedürftig. Eine neue Regelung für Radfahrer sollte entsprechend mit der Sanierung der Straße erfolgen. Wann das sein wird, steht aber noch nicht fest. Seit Jahresbeginn befindet sich die Ortsdurchfahrt der L309 in der Straßenbaulast der Stadt Bad Schwartau.