Neuer Küstenbewohner auf dem Priwall
Kegelrobbe aus Holz macht auf Naturschutz aufmerksam – Meeressäuger erobern alten Lebensraum zurück

Nicola Boll vom BUND Mecklenburg-Vorpommern übergibt eine lebensgroße Robbenskulptur an Matthias Braun (vom Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer. Sie steht auf dem Priwall.Foto: hfr
Travemünde. Ein neuer „Strandgast“ begrüßt Besucher auf dem Priwall – und der ist nicht zu übersehen. Eine lebensgroße Skulptur einer Kegelrobbe ziert nun das Gelände der Naturwerkstatt des Landschaftspflegevereins Dummersdorfer Ufer. Übergeben wurde sie vom BUND Mecklenburg-Vorpommern als sichtbares Zeichen für das Projekt „Hotspot28 – Natürlicher Klimaschutz im Norden“. Die hölzerne Kegelrobbe soll nicht nur ein maritimer Hingucker sein, sondern auch zum Nachdenken anregen: über den Zustand der Ostsee, den Schutz ihrer tierischen Bewohner und das Miteinander von Mensch und Meer.

Denn die echten Kegelrobben erobern wieder Land und Wasser in und um Lübeck. Nachdem sie vor rund 100 Jahren fast vollständig ausgerottet wurden, kehren sie nun langsam an ihre angestammten Strände zurück. Auch am Priwall und in Travemünde werden sie inzwischen immer öfter gesichtet.

Erst Ende April hat sich eine junge Kegelrobbe am Fähranleger Travemünde nach einem kleinen Aal-Happen in der Trave für eine kurze Rast an die Promenade gelegt.Ungewöhnlich ist das nicht. Besonders im Frühjahr, wenn die jungen Robben das erste Mal allein unterwegs sind, suchen sie Ruheplätze an Land – und stoßen dabei nicht selten auf neugierige Menschen.

Um dabei für alle Seiten eine sichere Koexistenz zu ermöglichen, hat der BUND ein Netzwerk freiwilliger Robbenbetreuer aufgebaut. Diese klären auf und sorgen dafür, dass sich die Robben ungestört vom Seegang ihres Alltags erholen können.

Die Skulptur auf dem Priwall ist dabei weit mehr als Deko. Sie steht stellvertretend für die großen Meeressäuger der Ostsee – Kegelrobbe, Schweinswal und Seehund – und ist zugleich Treffpunkt für Exkursionen, Bildungsangebote und Infoveranstaltungen. Wer möchte, kann sich sogar selbst als Robbenbetreuer engagieren. Wer mit anpacken möchte, kann sich beim BUND melden und eine E-Mail annicola.boll@bund.net schicken.Der Hintergrund: Die Ostsee leidet unter Erwärmung, Überfischung und zu vielen Nährstoffen. Auch wenn sie auf den ersten Blick idyllisch wirkt, ist ihr ökologischer Zustand kritisch. Projekte wie Hotspot 28 sollen die Aufmerksamkeit auf den Klimaschutz und Artenvielfalt legen. Finanziert wird das länderübergreifende Projekt durch das Bundesumweltministerium und die Umweltministerien in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. kst
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