Windpark Obernwohlde:
Gigantische Windräder geplant
Bis zu 16 Windräder mit einer Höhe von jeweils 261 Metern sollen die 20 Altanlagen ersetzen

261 Meter sollen die Repowering-Anlagen im Windpark Obernwohlde werden. Nur der "Telemichel" in Hamburg ist größer.Foto: Grafik: Jochen Wenzel
Pronstorf/Stockelsdorf. Exakt 149,5 Meter hoch sind sie, die 20 Windkraftanlagen im Windpark Obernwohlde. Doch nun sollen sie ersetzt werden: Der neue Eigentümer des Parks auf dem Gebiet der Gemeinden Pronstorf, Stockelsdorf, Dissau und Cashagen, die spanische Gruppe Qualitas Energy, will diesen leistungsfähiger machen, neudeutsch repowern. Das Unternehmen möchte die alten Windräder durch bis zu 16 leistungsstärkere Anlagen ersetzen – mit 261 Metern Gesamthöhe sind diese fast doppelt so hoch wie die derzeitigen und deutlich höher als beispielsweise die Lübecker Marienkirche (125 Meter) oder der Kieler Fernmeldeturm (227 Meter).

Von 2015 bis 2017 wurde der Windpark mit einer Gesamtleistung von 61 Megawatt vom damaligen Eigentümer BayWa r.e. errichtet. Nach dem Schweizer Investor SUSI Renewable Energy Fund II ist Qualitas Energy bereits der dritte Eigentümer, der nun ordentlich in den Windpark investieren möchte. An den Küsten sind Repowering-Maßnahmen nach acht bis zehn Jahren durchaus üblich. Auch wenn das Genehmigungsverfahren fünf Jahre dauern kann, ist der Windpark Obernwohlde mit seiner Lage im Binnenland eher früh dran. „Das Repowering hat Vorteile. Dazu gehört eine höhere Energieausbeute durch deutlich leistungsstärkere Anlagen. Durch die reduzierte Anlagenanzahl und eine höhere Laufruhe der Rotoren sind zudem die Schall-Immissionen geringer, und wir leisten einen größeren Beitrag zum Klimaschutz“, teilte Lisa Maron, Unternehmenssprecherin von Qualitas Energy auf Anfrage mit.

Für die Anlieger sollen die neuen Anlagen einen weiteren Vorteil mitbringen: Anders als die alten Exemplare blinken sie nicht ständig. Die neuen würden entsprechend den inzwischen geltenden Vorgaben mit einer bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung ausgestattet. Diese wird nur dann ausgelöst, wenn sich Flugzeuge in der Nähe befinden.

Wie hoch die Investitionssumme ist, will Lisa Maron nicht verraten. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden. Auch zur Anlagenhöhe, deren Leistung, die Höhe der zu erwartenden EEG-Umlagen für die Gemeinden und die Größe der neuen Fundamente wollte sie sich nicht äußern. Sie bestätigte lediglich, dass die Fundamente der Bestandsanlagen entsprechen der rechtlichen Vorgaben zum Rückbau entfernt würden. „Da wir uns derzeit noch in der Planungsphase vor Erteilung der Genehmigung befinden, ist die Beantwortung der anlagenspezifischen Fragen derzeit seriös nicht möglich“, lautet ihre Antwort.

Das verwundert, denn zumindest der Gemeinde Pronstorf liegt bereits ein konkreterer Antrag von Qualitas Energy auf Repowering des Windparks Obernwohlde vor. Danach sollen die acht 150-Meter-Bestandsanlagen auf Pronstorfer Gemeindegebiet durch sechs 261 Meter hohe Windräder ersetzt werden.

Wie Pronstorfs Bürgermeister Jörg Ohm mitteilte, verändere sich durch die wesentlich höheren Anlagen auch der Abstand zueinander. Der betrage die 2,5-fache Länge, also mindestens rund 650 Meter. Eine erste Zusammenkunft zwischen Qualitas Energy und den Landeigentümern habe es bereits gegeben. Derzeit verhandele das Unternehmen mit den Grundstückseigentümern.

Obwohl bei den neueren Windkraftanlagen Höhen von 250 Metern und mehr Standard sind, sieht der Bürgermeister Schwierigkeiten darin, die Bürger seiner Gemeinde von so großen Windrädern überzeugen zu können. Jörg Ohm: „261 Meter sind schon eine Hausnummer. Davon die Bürger zu überzeugen, dürfte schwer werden. Solche Anlagen will niemand vor der Haustür haben. Ich auch nicht“, sagt Jörg Ohm, der selbst im Ortsteil Reinsbek in unmittelbarer Nähe zum Windpark Obernwohlde wohnt.

Gleichwohl hat er die finanzielle Situation seiner Gemeinde im Blick. „Die Anforderungen an die Gemeinde und die damit verbunden Kosten werden immer größer. Bei der Finanzierung hilft uns keiner. Jede Einnahme zählt. Gegen diese Entwicklung werden wir uns gar nicht stellen können“, glaubt Jörg Ohm. Durch die Umlage nach dem Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) geht er von 150.000 bis 180.000 Euro zusätzlichen Einnahmen für Pronstorf aus.

Während Qualitas Energy bereits entsprechende Anträge an die Gemeinde gestellt hat, hat sich die Naturstrom AG, die unter anderem auf einer Fläche entlang der B206 Photovoltaik-Freiflächenanlagen bauen wollte, ihre Pläne vorerst zurückgestellt. Die Firma will abwarten, bis es auf Bundesebene verlässliche Förderregularien für Bürgerenergiegesellschaften gibt. In den Startlöchern steht dafür die Firma GP Joule, die zusätzliche Windkraftanlagen im Bereich Diekhof errichten möchte.

Für Donnerstag, 3. Juli, lädt die Gemeinde um 19 Uhr zu einer Einwohnerversammlung zum Thema Energie in die Strengliner Mühle ein. Auf der Tagesordnung stehen Erneuerbare Energien in Pronstorf und seinen Nachbargemeinden, der Status bei der Energieeinspeisung und Repowering im Windpark Obernwohlde.



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