Investoren wollen Batteriespeicher bauen
Drei Interessenten für Flächen am neuen Umspannwerk in Stockelsdorf – Gemeinde könnte viele Millionen Gewerbesteuer einnehmen.

So sehen Batteriespeicher aus. Diese Anlage steht im brandenburgischen Spremberg und ist mit einer Leistung von 53 MW relativ klein.Foto: P. pleul
Stockelsdorf. Das neue Umspannwerk an der L184 unweit der Stockelsdorfer Dorfschaft Pohnsdorf entsteht auf einer Fläche von rund 20 Fußballfeldern. Hier werden Ostküstenleitung und Elbe-Lübeck-Leitung angeschlossen. Entsprechend groß ist auch die Zahl der Hochspannungsmasten, die das Gemeindegebiet zerschneiden. Hinzukommen noch etliche Windkraftanlagen. Alles andere als schöne Aussichten. Und so haderte Stockelsdorf abgesehen von den optischen Gesichtspunkten insbesondere mit dem Umstand, dass durch die Energiewende die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde massiv beschnitten werden. Andererseits könnte mit der Energiewende in Stockelsdorf bald ein goldenes Zeitalter ohne große finanzielle Sorgen anbrechen.

Der Grund: Investoren wollen in der Nähe des Umspannwerks Lübeck-West auf Stockelsdorfer Gebiet große Batteriespeicher errichten. Im jüngsten Bauausschuss stimmten die Mitglieder dafür, die Flächennutzungspläne für drei Flurstücke dahingehend zu verändern, um planungsrechtliche Voraussetzungen für die Errichtung von drei Batteriespeichern zu schaffen.

Vorausgegangen waren Präsentationen und Ankündigungen von drei potenziellen Investoren, die sich um ganz bestimmte Flächen in der Nähe des Umspannwerks bemühen.

So plant die Firma Harmony Energy auf einer Fläche von rund sieben Hektar einen Batteriespeicher mit einer Leistung von 300 Megawatt (MW). Das Unternehmen Kyon Energy bekundet Interesse an einem Areal von 5,5 Hektar und die Isenau Projects hat sich bereits eine Grundstücksfläche von mehr als 20 Hektar für die nächsten 30 Jahre in der Nähe des Umspannwerks gesichert. Für den dort angedachten 250 MW-Batteriespeicher werden allerdings nur rund sieben Hektar benötigt.

Alle drei Bewerber versprachen, dass die Gemeinde von der Batteriespeicher-Ansiedelung finanziell stark profitieren werde. Die Größenordnung wurde je Batteriespeicher jeweils mit rund drei Millionen Euro Gewerbesteuer angegeben. Zudem wurde noch ein jährliches Sponsoring von bis zu 60.000 Euro für Stockelsdorfer Vereine in Aussicht gestellt.

Somit könnte Stockelsdorf in der Tat ein goldenes Zeitalter bevorstehen. Mit der Gewerbesteuer aus dem Umspannwerk sowie aus den Batteriespeichern würden die Einnahmen von derzeit rund neun Millionen Euro auf insgesamt mehr als 20 Millionen Euro im Jahr anwachsen.

„Die Angst vor Umzingelung und die Einwände kann ich durchaus verstehen, aber wir können uns auch den Herausforderungen der Zukunft nicht entziehen“, erklärte Helmut Neu (UWG) pragmatisch und spielte dabei auf die geplanten Investitionen in Stockelsdorf an – für Neu- und Umbauten der Schulen, neuen Feuerwehrhäusern und Dorfgemeinschaftshäusern sowie die Sanierung von Straßen und Wassernetz.

„Mit den angekündigten Einnahmen hätte die Gemeinde in der Tat keine Geldsorgen mehr“, sagt Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD). Sie warnt aber davor, auf dieser Basis Investitionen zu tätigen. Bis solche Anlagen tatsächlich gebaut und steuerlich veranlagt werden, vergehen nämlich in der Regel fünf bis zehn Jahre.

Hinzukomme, dass Investitionen in Batteriespeicher, die um die 250 Millionen Euro kosten, keine Selbstverständlichkeit seien. Samtleben: „Dass alle Pläne tatsächlich so umgesetzt werden, ist also eher unwahrscheinlich. Es ist aber durchaus wünschenswert, dass Stockelsdorf bei den vielen unschönen Beeinträchtigungen durch die Energiewende am Ende davon wenigstens finanziell profitiert.“

Am vergangenen Montag hat sich die Gemeindevertretung Stockelsdorf mit der möglichen Veränderung der Flächennutzungspläne befasst. SEP

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