Wie Ostholsteiner Kinder lernen,sicher mit dem Bus zu fahren
2025 unterrichtete die Kreisverkehrswacht schon 28 Schulklassen – Kinder von Bremsmanövern beeindruckt.

Warten auf den Schulbus: Die Drängelei bei Ein- und Ausstieg ist gerade für die Kleinsten am frühen Morgen eine Herausforderung.SymbolFoto: Susanne Peyronnet
ostholstein. An Schultagen und zu den morgendlichen Spitzenzeiten wird’s voll − an vielen Bushaltestellen zwischen Oldenburg und Eutin, zwischen Grömitz und Bad Schwartau. Tür auf, schnell rein. „Die Kleinsten haben es meist schwer“, sagt Polizeihauptkommissarin Heike Schmidt. Viele erzählen ihr und ihren Kollegen Andrea Otte und Dirk Schäfer von den Drängeleien.

Schmidt, Otte und Schäfer raten dann zu Ruhe, erklären an Schulen, wie wichtig Rücksichtnahme ist. Die Polizeiverkehrslehrer kümmern sich um die Busschule. Das Projekt läuft seit Jahrzehnten.

Es ist besonders: „Das ist der Vorzeigekreis, wir sprechen gern vom Ostholsteiner Muster“, sagt Elisabeth Pier, Geschäftsführerin der in Kiel ansässigen Landesverkehrswacht. In keiner anderen Region in Schleswig-Holstein, sagt Pier, werde so kontinuierlich und schon so lange diese Präventionsarbeit geleistet.

Ausgedacht hat sich das Konzeptursprünglich Oswald Priess, ehemals Leiter der Verkehrsabteilung des Kreises und heute 88-jähriger Ehrenvorsitzender der Kreisverkehrswacht Ostholstein Süd. Heike Schmidt ist Jugendwartin. Sie erklärt, wie der Unterricht für die Kids abläuft. Im Fokus stünden Grundschulen, fünfte Klassen seien aber auch dabei, sagt sie. Erst eine Stunde Theorie, dann folgt die Praxis.

Im Klassenzimmer sollen die Kinder ihre Rolle als aktive Verkehrsteilnehmer verstehen. Die zentralen Fragen lauten: „Wie komme ich sicher zu Schule, wie verhalte ich mich im Bus richtig?“

Den Praxis-Teil betreuen unter anderem Roland Hamann und Robert Bahr, ebenfalls von der Kreisverkehrswacht, auf dem Übungsplatz in Eutin. Als sie davon erzählen, hat gerade eine zweite Klasse ihren Fahrradunterricht beendet. „Der Übungsplatz ist der einzige im Kreis“, sagt Hamann. Zum Abschied ruft ein kleiner Helmträger noch: „Tschüss, hat Spaß gemacht“.

Weg vom Rad, rein in die Busschule, was passiert da konkret? Los geht’s mit dem richtigen Ein- und Aussteigen. Dann kommen die Bremsmanöver: Anrollen, bald geht der Fahrer in die Eisen. Strammer Ruck, Stillstand. Es folgen weitere Notbremsungen bei 7 km/h und eine bei bis zu 15 km/h − den üblichen Geschwindigkeiten von Fußgängern und Radfahrern.

Die Mädchen und Jungen lernen, wie wichtig richtiges Festhalten ist. „Die Kinder werden sich der Kräfte bewusst, die wirken“, erklärt Hamann. Wichtig zudem: die Funktionsweise der Türen und deren Sicherheitsmechanismen. Arme und Beine können nicht eingeklemmt werden. Check. „Wir machen es vor, ermutigen die Kinder, es auszuprobieren“, sagt der ehemalige Polizist.

2025 wurden bei acht Terminen bereits 29 Klassen geschult. Schwerpunktmonate sind Februar und März. Die Verkehrswachtkooperiert für den Unterricht seit Langem mit der DB Region Bus Nord. Eine Sprecherin des Bahnablegers bestätigt die „positiven Erfahrungen“.

Für die Präventionsarbeit ist im regionalen Haushalt ein fester Posten vorgesehen. Im Topf sind laut der Kreisverwaltung jährlich 10.000 Euro, drei Viertel davon entfallen auf die Busschule, ein Viertel auf die Instandhaltung des Verkehrsübungsplatzes. Die Verteilung darf die Kreisverkehrswacht aber flexibel regeln, das Schülertraining hat Vorrang. Pro Ausbildungstag steht ein Budget von 250 Euro für Fahrer und Bus zur Verfügung.

Das scheint seit Jahrzehnten gut investiertes Geld zu sein. Auch, weil die Zahl der Busunfälle seit 2023 zunimmt.Im vergangenen Jahr waren es 42 im Kreis Ostholstein. Bei Verkehrsunfällen wiederum wurden 92 Kinder verletzt, zehn weniger als im Vorjahr. jsch

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