Stockelsdorf. „Wieder ein neues Mitglied“, ruft Angela Prühs und kommt mit ihrem Telefon in der Hand freudestrahlend zu Katja Krieglstein und Susanne Scheel raus auf ihre Terrasse. Die drei Frauen sind seit Neuestem in ständigem Kontakt, besprechen sich bei Angela Prühs zu Hause, telefonieren, schreiben einander Nachrichten. Auch heute haben sie wieder viel zu besprechen.

Immer im Mittelpunkt steht der Stockelsdorfer Bürgerverein, für den sich das Frauen-Trio als neuer Vorstand in besonderer Weise einsetzt. Der Grund: Der Verein von 1977 stand vor dem Aus, weil niemand mehr die Verantwortung für seine Geschicke übernehmen wollte.

Schon in der Mitgliederversammlung 2024 hatte der Vorstand um die Vorsitzende Andrea Ehmcke angekündigt, sich 2025 nicht mehr zur Wahl zu stellen. Bis zur diesjährigen Versammlung im April gab es keine Neuheiten. Angesichts des drohenden Endes war auch Schatzmeisterin Susanne Scheel mit einem mulmigen Gefühl in die jüngste Sitzung gegangen. „Der Verein wird sich auflösen, wenn sich keiner findet“, sagte sie.

Dann stand die Wahl an – und Scheel, Krieglstein und Prühs boten spontan an, das Amt des Vorstandes kommissarisch für ein Jahr zu übernehmen. „Eigentlich wollte ich nicht mehr. Aber mein Herz sagte Ja“, erzählt Prühs. Die 64-Jährige war bereits von 2008 bis 2017 Vorsitzende. Susanne Scheel hat seit mehr als 20 Jahren ein Auge auf die Finanzen des Vereins. Auch Katja Kriegl­stein ist durch ihren Mann und ihren Vater schon lange mit dem Verein verbunden, obwohl sie bis dahin noch kein offizielles Amt innehatte.

Die Retterinnen wollen den Bürgerverein nicht aufgeben – zu viel Arbeit und Zeit wurde schon für ihn geopfert, finden sie. „Wir haben verdammt viel aufgebaut. Das einzustampfen, wäre einfach zu schade für Stockelsdorf gewesen“, sagt Prühs.

Nur wenige Tage nach der rettenden Neuwahl trafen sie sich wie jetzt auch und besprachen die Marschroute für die nächsten zwölf Monate ihrer Amtszeit. Eines stand ganz oben auf der Liste: den eingeschlafenen Verein wieder fit für die Zukunft zu machen. Und das beginnt für das Trio mit Mitglieder-Werbung. Derzeit hat der Bürgerverein Stockelsdorf 130 Unterstützer. Zu Hochzeiten waren es 200. Zum Vergleich: Der Bad Schwartauer Bürgerverein zählt etwa 1000 Mitglieder. „Wir brauchen Mitglieder, das rettet uns”, sagt Kriegl­stein.

Schon bei ihrer ersten organisierten Maifeier als Vorstand konnten die Ehrenamtlerinnen Mitstreiter gewinnen. „Eine Mitgliedschaft kostet 24 Euro im Jahr. Und dafür wird was Schönes geboten“, sagt Krieglstein. Scheel betont: „Für den Stockelsdorfer sollte es eine Ehre sein, im Bürgerverein zu sein.“

Doch der Generationswechsel und die oft vergebliche Suche nach ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern schlagen sich auch im Bürgerverein nieder. Die Frauen stemmen sich nun gegen den Trend und wollen mit altbewährten und neuen Aktionen für alle Stockelsdorfer und speziell für die Mitglieder auf sich aufmerksam machen.

Die nächste große Veranstaltung wartet mit dem Schützenfest-Umzug am 29. Juni auf die Organisatorinnen. Auch das Weihnachtsdorf auf dem Kirchenvorplatz soll wieder stattfinden. Die Vorbereitungen für das große Fest haben bereits begonnen. „Wer noch einen Tannenbaum hat, der soll sich melden”, merkt Katja Krieglstein an. Und ein Highlight speziell für die Kinder soll auch wiederbelebt werden: „2026 wollen wir mit dem Ostereier-Suchen starten“, betont die 49-jährige Goldschmiedin.

Für die Gemeinde Aktivitäten auf die Beine zu stellen – dieses Ziel treibt die Frauen um Prühs an. „Angela ist prädestiniert für das Amt”, betont Scheel und blickt lächelnd zu ihrer Freundin. „Ich habe jetzt einen Fulltime-Job“, sagt die Rentnerin, legt das Telefon auf den Tisch und lacht in die Runde.