Ahrensböker bangen um ihre Bücherei
Chronisch unterfinanzierte Gemeinde muss Einrichtung bezuschussen – Lösungen gesucht – Bosau organisiert Bibliothek ehrenamtlich

Büchereileiterin Ute Denckert-Fengler (rechts) und ihre Kollegin Christiane Klause de Pupka in der Leseecke für Kinder in der Gemeindebücherei Ahrensbök. Dort trifft sich regelmäßig die Bücherbande.Foto: Susanne Peyronnet
Ahrensbök. Susanne Reimers und Birgit Möller haben sichtlich Spaß an ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Jeden Mittwoch öffnen sie von 15 bis 18 Uhr die Bücherei im Haus des Kurgastes in Bosau. Eine Bücherei, die die Gemeinde keinen Cent kostet. Und die damit ein Sonderfall ist. Denn Büchereien vorzuhalten, ist eine freiwillige Leistung, die sich viele Städte und Gemeinden in Zeiten leerer Kassen nicht mehr oder nur mit Mühe leisten können.Das ist in Ahrensbök deutlich geworden und hat zu heftigen Reaktionen der Nutzer geführt, als die wacklige Zukunft der Bücherei erstmals öffentlich bekannt wurde. Etliche Briefe an die Gemeinde beweisen, wie sehr die Meldung die Büchereifans aufgeschreckt hat. „Lieber Herr Bürgermeister, bitte schließen Sie unsere Bücherei nicht! Sie ist für uns Kinder sehr wichtig, weil es dort viele tolle Bücher gibt“, schrieb ein siebenjähriges Kind in kindlicher Schrift.

Und eine Leserin reicht nicht nur eine Liste mit 202 Unterschriften für den Erhalt der Bücherei ein, sondern argumentiert auch für die Einrichtung: „Lesen ist nicht nur die Fähigkeit, Worte zu entziffern, Lesen eröffnet Welten, erweitert den Horizont. Bitte geben Sie Ahrensböker Kindern und Familien auch weiterhin die Möglichkeit, die sehr gut ausgestattete und mit viel Kompetenz und Herz geführte Gemeindebücherei zu nutzen.“

Das sind nur wenige Auszüge aus etlichen Briefen, die das Rathaus erreichten. „Wir halten eine wichtige Institution vor, das ist allen Gemeindevertretern bewusst“, sagt Bürgermeister Andreas Zimmermann (parteilos). Es bleibe aber die Tatsache, dass Ahrensbök eine arme Gemeinde sei und alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand stellen müsse. „Für eine kleine Gemeinde, wie wir es sind, ist der Betrieb einer Bücherei ein Luxus, aber gesellschaftlich nötig und wertvoll“, sagt der Bürgermeister weiter.

Nach Berechnungen der Kämmerei hat die Gemeinde die Bücherei in den vergangenen zehn Jahren mit rund einer Million Euro bezuschusst. Darin ist alles enthalten, einschließlich der Personalkosten. Wie also ließe sich die Einrichtung kostengünstiger betreiben? Eine Idee: Die Nutzergebühren kräftig erhöhen. Von bis zu 120 Euro pro Jahr ist die Rede. Für Zimmermann durchaus angemessen. „Das sind zehn Euro pro Monat, das muss es den Bürgern wert sein. Bisher sind es 1,67 Euro pro Monat, das ist zu wenig.“

Weitere Optionen, die im Raum stehen: die Angliederung der Kinder- und Jugendbücher an die Schulbücherei bei gleichzeitiger Auflösung des Erwachsenenbereichs oder die Umstellung auf eine Selbstbedienungsbibliothek.

Eine andere Idee ist die Gründung eines Fördervereins. Wer Lust und Interesse hat, einen zu gründen oder darin mitzuarbeiten, kann sich bei Büchereileiterin Ute Denckert-Fengler, Tel. 04525/ 4998011, E-Mail: info@gemeindebuecherei-ahrensboek.de, melden.

Wie es ehrenamtlich funktionieren kann, zeigt das Beispiel Bosau. Wie viel kostet die Gemeinde ihre Bücherei? „Gar nichts“, sagt Bürgermeister Jens Ahrendt (CDU). Die Gemeinde stelle lediglich den Raum im Haus des Kurgastes zur Verfügung. Susanne Reimers und Birgit Möller betreuen die Bücherei ehrenamtlich. „Wir machen das beide mit Leidenschaft“, sagt Möller. Und ohne viel bürokratischen Aufwand. Niemand muss einen Leseausweis haben, ausgeliehene Bücher werden nirgends vermerkt, es gibt keine Ausleihzeiten. „Das beruht alles auf einer Vertrauensbasis“, erläutert Möller. „Man kennt die Leute, das geht auf Treu und Glauben“, ergänzt Reimers. Es gibt etwa 20 Stammleser, dann kommen noch Urlauber und Campinggäste dazu. Die Leser lassen ab und zu eine Spende da, außerdem gibt es auf dem Flur einen Bücherflohmarkt. Aus diesen Erlösen kaufen die Mitarbeiterinnen neue Bücher. Und oft bekommen sie auch welche geschenkt.

Bei der Stadtbücherei Fehmarn gibt es zurzeit keine Bestrebungen, etwas zu ändern, berichtet Jennifer Haas, Teamleiterin Bildung und Sport bei der Stadt. „Wir planen langfristig mit ihr, sie wird sehr gut angenommen.“ Rechne man die Personalkosten raus, arbeite die Bücherei kostendeckend.

In Ahrensbök bemüht sich derweil Büchereileiterin Ute Denckert-Fengler mit ihrer Kollegin Christiane Klause de Pupka, die Einrichtung stets attraktiv zu halten. Etwa mit der Bücherbande der Kinder, die aus dem Ferienleseclub hervorgegangen ist. „In der Bande sind 20 bis 25 Kinder, wir treffen uns einmal im Monat und machen etwas Schönes“, berichtet Denckert-Fengler. Ihre Lieblingsvitrine enthält keine Bücher, sondern Tonie-Figuren. Wer eine dazugehörige Box besitzt, kann mit den Figuren Hörspiele abspielen.

Dass die Bücherei auch für Kinder ein wichtiger Treffpunkt ist, ist den Ahrensböker Kommunalpolitikern bewusst. Wie immer ihre Beratungen zur Bücherei ausgehen, sie soll erhalten bleiben. SAS
Druckansicht