Laut, aber friedlich:
Demo-Tag in Bad Schwartau
Rechter Aufmarsch und Gegenproteste – Polizei hielt Gruppen auf Distanz – Fußballfest auf Marktplatz nicht beeinträchtigt.

Ein „Freies Bündnis“ hatte zur Demonstration unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland“ aufgerufen. Der Zug bewegte sich durch die Innenstadt von Bad Schwartau.Fotos: Susanne Peyronnet
Bad Schwartau. Wer schreit und pfeift am lautesten? Die Demonstration eines sogenannten „Freien Bündnisses“ unter dem Motto „Gemeinsam für Deutschland!“ rief am vergangenen Samstagmittag in Bad Schwartau kräftigen Gegenprotest hervor. Die SPD einerseits und die Omas gegen rechts andererseits hatten Mahnwachen angemeldet, stationäre Kundgebungen, um gegen den Aufmarsch eines Bündnisses zu protestieren, das sich aus Rechtsextremisten und Querdenkern zusammensetzt.

Nach Einschätzungen der Polizei ist der Zusammenschluss mehrerer Gruppen dem rechten Rand zuzuordnen. Das sehen auch die Omas gegen rechts so. „Die Gruppe bedroht unsere demokratische Kultur. Durch die Verherrlichung der völkischen Gesinnung wird der Rechtsruck in unserer Gesellschaft weiter befeuert“, begründeten sie ihren Protest.

Dagegen formierte sich deutlicher Widerstand. „Lasst uns laut sein, lasst uns unbequem sein, lasst uns solidarisch sein“, rief Melanie Arnold von den Linken aus Lübeck den laut Polizei etwa 300 Gegendemonstranten zu, die sich an der Markttwiete zu einer Mahnwache trafen. Dazu aufgerufen hatten die Omas gegen rechts Lübeck und Stockelsdorf/Bad Schwartau. Zuvor hatte sich bei einer zweiten Mahnwache, diesmal angemeldet von der SPD, eine weitere Gruppe auf dem Parkplatz um die Ecke versammelt.

„Unser Kreuz hat keine Haken.“ Diese Aufschrift trugen Vertreter der Kirchengemeinde Bad Schwartau auf ihren T-Shirts. Außer ihnen waren Vertreter der Grünen, der FDP und der Wählergruppe „Wir in Bad Schwartau“ dem Aufruf der SPD gefolgt. Dieser Gruppe schloss sich wenig später der von Omas gegen rechts an.

Unterdessen formierte sich auf dem nahen Europaplatz der Zug der rechten Demonstranten. Deutschlandfahnen und blaue Fahnen mit einer weißen Friedenstaube wehten. Die Polizei schätzte zunächst, dass sich etwa 200 Menschen zusammengefunden haben. Gisbert, Lübecker aus der Gruppe der dortigen Montagsdemonstranten, hielt eine Ansprache. „In den Augen der da drüben sind wir Rechte. Wenn wir Frieden wollen, werden wir als Rechte angeprangert. Ich bin rechts und fordere Frieden.“

„Die da drüben“, das waren die Gegendemonstranten von den Omas gegen rechts und ihren Unterstützern. Die marschierten plötzlich, die „Antifaschistische Aktion“ vorneweg, in Richtung der „Gemeinsam für Deutschland!“-Demonstranten. Sofort blockierte die Polizei den unangemeldeten Zug. Im Verlauf der nächsten knapp zwei Stunden hielten die Beamten beide Gruppen auseinander.

Die brüllten dafür umso lauter, um die jeweils andere Gruppe über etwa 100 Meter hinweg zu erreichen. „Nazis raus, Nazis raus!“, schallte es aus den Reihen der Omas gegen rechts und ihrer Unterstützer. „Ihr solltet Euch in Grund und Boden schämen“, hallte es zurück.

Dann machte sich der Zug der „Gemeinsam-für-Deutschland!“-Demonstranten auf den Weg durch die Bad Schwartauer Innenstadt, begleitet von der Polizei. Dabei ging es unter anderem einmal rund um den Marktplatz, auf dem gerade ein großes Fußballfest um den original DFB-Pokal lief. Organisator Patrick Schuback von der Ergo-Versicherung sagte, die Demonstrationen hätten das Fest nicht beeinträchtigt.

2000 bis 3000 Besucher seien bis zum frühen Nachmittag da gewesen. „Wahnsinn, was hier los ist“, ergänzte er zufrieden. Besonderer Anziehungspunkt wardas Zelt der DFB-Pokal-Tour. Dort wurden Exponate wie die Schuhe von Franz Beckenbauer und Trikots von DFB-Helden ausgestellt. Außerdem durfte sich jeder Besucher einmal mit dem Pokal fotografieren lassen. sas
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