Denn der Endspurt in St. Johannes hat begonnen. Schließlich soll das Gotteshaus im Stadtteil Kücknitz nach fast zweijähriger Generalüberholung am Ostersonntag, 20. April, feierlich wiedereröffnet werden. Dann wird Pröpstin Petra Kallies persönlich die Predigt beim ersten Gottesdienst halten.
Nun stünden nur noch Restarbeiten an, sagt Martins optimistisch gestimmt. Und auch der Altarbereich müsse noch ausgestaltet werden – doch dazu später.
Zusammen mit Architekt Hanno Nachtsheim sieht er sich den „Elektrifizierungsplan“ an. Auf ihm ist genau zu erkennen, wo welche Beleuchtung – ob Hängelampe oder Spot – angebracht werden soll.
„Wobei wir beim Thema Licht wären – unsere Kirche ist viel heller und freundlicher als zuvor“, resümiert er zufrieden beim Blick von der Empore.
Der alte grüne Nadelfilz-Teppichboden wurde komplett entfernt, ein zugemauertes Fenster wieder geöffnet, eine Trennmauer musste weichen. „Und die Farbgestaltung von Holzteilen, Wänden und Bänken ist historisch angepasst worden, um den ursprünglichen Charme der Kirche wiederherstellen zu können“, erläutert der „Hausherr“.
Eine Beschreibung, die Architekt Nachtsheim unter der Überschrift „Einfaches Rezept“ zusammenfasst: „Denn im Wesentlichen haben wir die Veränderungen, die die Kirche in den letzten Schritten durchgemacht hat, wieder rückgängig gemacht.“
Zum Hintergrund: Der evangelisch-lutherische Sakralbau von 1910, damals entworfen vom Lübecker Carl Mühlenpfordt, wurde recht schnell nach der Gründung des Hochofenwerks in Herrenwyk errichtet. Allerdings wurde er sowohl Mitte der 1950-er Jahre sowie erneut Anfang der 1970-er Jahre räumlich umgestaltet.
Besonders stolz ist Albrecht Martins auf die historischen, wiederentdeckten Malereien. Diese Entdeckung hat er der Spürnase von Restauratorin Caterina Wruck zu verdanken. Denn sie war bereits vor neun Jahren in der Vorplanungsphase des Sanierungsprojektes mit den sogenannten restauratorischen Befunduntersuchungen betraut worden und legte gezielt Malschicht für Malschicht frei – mit dem bekannten Ergebnis.
„Diese Malereien sind tatsächlich unbekannt gewesen“, sagt ihre Kollegin Maire Müller-Andrae von der Lübecker Firma Butt, „dass die Decke polychrom, also mehrfach bemalt ist, hatte da niemand erwartet.“ Schließlich handele es sich um eine relativ kleine Kirche einer „armen“ Gemeinde, die in einem Arbeiterviertel gebaut worden sei.
„Zudem war es zu der damaligen Zeit nicht üblich, eine so ornamentale Gestaltung vorzunehmen“, bilanziert die Expertin. Und Hanno Nachtsheim ergänzt: „Im Lübecker Raum gibt es nichts Vergleichbares.“
Ein paar Sorgenfalten sind trotzdem noch auf der Stirn des Pastors zu erkennen. Denn noch ist der Altarraum komplett leer. Geplant ist, dass hier die sogenannten Prinzipalstücke – Altar, Kanzel, Taufe und Lesepult – einen modernen Kontrast zur historischen Architektur setzen.
Sie sollen von einem Hamburger Künstler aus Stahl angefertigt werden, um so eine Brücke zur Geschichte des Stadtteils herzustellen. „Sie sind für die Karwoche angekündigt, genauso wie der Naturstein, auf dem sie stehen sollen. Hoffen wir, dass alles klappt“, sagt Martins.
Die Sanierung der Kirche, die 1,7 Millionen Euro kostete, wurde durch Spenden und Fundraising finanziert. Pastor Martins hebt das Engagement der Kücknitzer hervor: Mehr als 50.000 Euro kamen aus der Gemeinde. Stiftungen wie die Possehl-Stiftung, Dräger und die Sparkassen-Stiftung trugen darüber hinaus einen großen Teil zur Finanzierung bei.