Hinzu kommen eigene Projekte in Ratekau. „Es ist eine Herausforderung, weil viele Baumaßnahmen parallel stattfinden sollen“, erklärt der Verwaltungschef. Die Hinterlandanbindung ist dabei die größte. „Alles muss gut koordiniert werden“, sagt Keller.
Um ein Baustellen-Chaos zu verhindern, müssen alle Bauträger gut zusammenarbeiten. Da ist zum einen der Stromanbieter Tennet, der die neue 380-kV-Leitung durch Ostholstein bis Lübeck plant. Die Arbeiten in der Gemeinde haben bereits begonnen.
Zum anderen ist da die Nah.SH GmbH, die für das Land den Bahnverkehr organisiert und den Ausbau der Strecke Lübeck – Kiel vorantreibt. Das Ziel: Die Züge sollen schneller werden, damit die Fahrt künftig unter 60 Minuten dauert.
Die Folge für Ratekau: Baustellen. Im Bereich Pansdorf kommt ein zweites Gleis, Techau erhält einen Haltepunkt, und der Bahnhof Pansdorf wird mit einem zweiten Bahnsteig und einer Fußgängerbrücke erweitert. „Die Vorplanung ist abgeschlossen“, berichtet Keller. 2028 sollen die Arbeiten beginnen.
Zeitlich überschneiden würde sich der Bau an der Kiel-Lübeck-Trasse unter anderem mit den Arbeiten an der Hinterlandanbindung für die feste Fehmarnbeltquerung (FFBQ). Arbeiten an den Schienen, neue Brücken, neuer Bahnhof in Ratekau – und das alles inmitten einer belebten Gemeinde. 2026 wird es losgehen, schätzt Keller. Er appelliert an die Bauträger, nun den nächsten Schritt zu planen: „Jetzt muss es um die Umsetzungsphase gehen.“
Für den Verwaltungschef müssen Ratekaus Baustellen insbesondere bei der Deutschen Bahn in den Fokus rücken. „Wir werden die entscheidende Strecke sein“, betont er mit Blick auf seine belebte Gemeinde. Im Hinblick auf notwendige Straßensperrungen wird es besonders in der Saison eng, wenn die Touristen Richtung Strand wollen.
Man müsse im Blick haben, welche Auswirkungen die Baustellen haben, sagt Keller und beschreibt seine größten Sorgen: Unter anderem müssten die Feuerwehren schnell zu ihren Einsätzen gelangen können, die Kinder mit den Bussen zur Schule kommen. „Alles muss durchdacht werden“, sagt der Bürgermeister. Er setzt auf eine gute Absprache zwischen den Bauträgern.
Bereits in ständigem Kontakt ist Keller unter anderem mit Carsten Behnk. Beim Baustellen-Koordinator der FFBQ sei auch Ratekau „massiv ein Thema“. Aber betroffen sein werde nicht nur Ratekau, sagt Behnk und blickt auf den gesamten Abschnitt zwischen Bad Schwartau und Neustadt. „Wir haben Bauzeiten ab 2026 auf allen Abschnitten“, sagt er. Das werde Auswirkungen haben.
Allein 80 neue Brücken entstehen auf der Strecke – auch in Ratekau. Dazu kommen Maßnahmen anderer Bauträger. „Thomas Keller macht sich berechtigt Sorgen“, sagt Behnk, der selbst voller Hochachtung sei vor dem Vorhaben. Die Verantwortlichen der einzelnen Projekte, die in regelmäßigen Planungsrunden zusammenkommen, müssen nun Details kommunizieren, wie beispielsweise der Verkehr während der Bauphasen geleitet wird, wann welche Straße gesperrt wird und wie die Umleitungsstrecken aussehen. Behnk denkt dabei, wie Keller auch, an den ÖPNV, den Schüler- und den Fremdenverkehr. „Es kommt darauf an, das Leben nicht abzuschneiden“, erklärt Behnk. Alles müsse vernünftig funktionieren, betont er und gibt die Marschroute vor. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Allianz schnell in die Detailplanung geht.“