„Es ist ein harter Schritt“, sagt Frank Lindemann, der in der dritten Familiengeneration den Betrieb führt. Ursprünglich war angedacht, dass eine vierte Generation die 1937 gegründete Gärtnerei übernimmt. Doch die wirtschaftlichen Perspektiven sind zu problematisch. „Es funktioniert noch gerade so, aber größere notwendige Investitionen sind auf dieser Grundlage nicht mehr zu machen“, berichtet Frank Lindemann. Die Kosten liefen ihnen davon. „Das geht aber der ganzen grünen Branche so“, sagt er. Wenn der Betrieb voll laufe, liegen allein die Energiekosten in einem Wintermonat bei gut 8000 Euro.
Zudem verändere sich das Einkaufsverhalten. Anders als beim Traditionsgeschäft von Kappen-Orthauf der anderen Straßenseite, das in diesen Tagen schließt, macht der Gärtnerei nicht der Online-Handel zu schaffen. „Die Generation zwischen 70 und 80 Jahre kauft noch viele Pflanzen für den Garten. Die jüngeren Leute kaufen zwei, drei Töpfe, und dann ist gut“, sagt Frank Lindemann, der zu Glanzzeiten in seinem Betrieb bis zu 100.000 Pflanzen vorgehalten und 17 Mitarbeitende beschäftigt hat. Aktuell arbeiten noch zehn Mitarbeiter in der Gärtnerei, die aber schon alle mit einer Folgeanstellung versorgt sind.Der Ursprung der Gärtnerei Lindemann liegt in Lübeck. Franz Lindemann hat von 1937 bis 1949 in der Wielandstraße mit der Gärtnerei auf Pachtland begonnen. 1949 konnte er am jetzigen Standort an der Ecke Stockelsdorfer Weg/Barger Weg Land erwerben. Ende der 1970er Jahre übernahm Günter Lindemann den Betrieb, zu dem auch ein Blumengeschäft in der Lübecker Straße in Bad Schwartau gehörte. Frank Lindemann folgte 1998. In dem Jahr wurde die Gärtnerei Lindemann zur schönsten Gärtnerei Schleswig-Holsteins ausgezeichnet.
Das gut ein Hektar große Grundstück wird Frank Lindemann an einen Investor veräußern, der auf dem Areal Wohnungen für Senioren vorsieht. Geplant sind 60 betreute Wohnungen, eine Einrichtung mit 120 Pflegeplätzen sowie 17 Wohnungen, in denen Ehepaare mit mindestens einer zu pflegenden Person untergebracht werden können. Wann und in welchem Zeitfenster diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden, ist noch unklar.
Fest steht indes aber, dass die Geschichte der Gärtnerei Lindemann am 30. April dieses Jahres zu Ende geht. „Bis Ostern läuft hier noch alles wie gehabt, danach beginnt der Ausverkauf“, sagt Frank Lindemann, der im Anschluss den ganzen Betrieb und das Areal abwickeln wird. So ganz verschwinden wird die Gärtnerei Lindemann nicht. Auf den Wochenmärkten in Travemünde und Timmendorfer Strand soll es vorerst auch weiter Verkaufsstände geben.