Aktion gegen Waldverlust:
„Gib den Bäumen Dein Gesicht“
Bahn will 4500 Fällungen in Bad Schwartau für Hinterlandanbindung – Bürgerverein wehrt sich mit Online-Kampagne.

Sie geben den Startschuss für die gemeinsame Aktion „Gib den Bäumen Dein Gesicht“ von Politik, Verwaltung und Bürgerverein (v. l.): Uwe Witaszak, Carsten Dyck, Michael Thole, Ulrich Jedner, Joachim Wallmeroth (alle Bürgerverein) mit Bürgermeisterin Katrin Engeln und Stadtpräsidentin Wiebke Zweig.Foto: Sebastian Prey
Bad Schwartau. Die Aussichten für die Stadt Bad Schwartau sind alles andere als grün. Im Gegenteil: Der Stadt droht ein immenser Waldverlust. Sollte die Deutsche Bahn an ihren Plänen zur Schienenhinterlandanbindung zur Festen Fehmarnbeltquerung festhalten, werden bis zu 4500 Bäume im Stadtgebiet gefällt werden. Ob dieser Aussichten formiert sich breiter Widerstand – über alle Parteigrenzen hinaus. Zum Schutz und Erhalt des Waldes startet der Gemeinnützige Bürgerverein Bad Schwartau nun eine virtuelle Baum-Paten-Aktion mit dem Titel „Gib den Bäumen Dein Gesicht“.Der Name ist Programm. Jeder kann ein Bild von sich (mit einem Baum) aufnehmen und auf der Homepage www.baum-paten.de hochladen. Gleichzeitig kann zu jedem Bild ein Statement abgegeben werden. Zu den ersten Baum-Patinnen gehören Bürgermeisterin Katrin Engeln und Stadtpräsidentin Wiebke Zweig. „Die Federführung der Aktion durch den Bürgerverein zeigt, dass der Protest aus der Mitte der Gesellschaft kommt“, sagt Bürgermeisterin Engeln. Die Stadtpräsidentin lobt ebenfalls die Initiative. Sie rechnet mit viel Solidarität und großem Zuspruch: „Bäume sind die Wurzeln unseres Lebens.“

Für den Vorsitzenden des Bürgervereins Joachim Wallmeroth ist der Kampf für den Wald nicht nur eine Herzens-, sondern auch eine Pflichtaufgabe. „Natur- und Umweltschutz wurden bei der Vereinsgründung 1950 in unserer Satzung festgeschrieben“, berichtet Wallmeroth. Die geplante Trasse durch Bad Schwartau bedrohe nicht nur die Gesundheit vieler Menschen sowie Wohnhäuser, sondern auch wertvolle Waldflächen.

Neben vier Hektar Fläche für die Bahnführung sollen weitere sieben Hektar Wald für die Baustelleneinrichtung und Logistik der Säge zum Opfer fallen. „Wir reden hier von hundert Jahre alten Bäumen, viele sind über zweihundert Jahre alt“, sagt Wallmeroth. Laut Bahn müssten für die Hinterlandanbindung in Bad Schwartau insgesamt um die elf Hektar Wald gerodet werden. „Das ist aber nur der erste Schritt. Am Ende werden aber vermutlich um die 20 Hektar Wald vernichtet, weil die anderen angrenzenden Waldflächen mit den veränderten Bedingungen nicht zurechtkommen und so unter anderem von Sturm und Wind zerstört werden“, sagt Michael Thole aus dem Vorstand des Bürgervereins.

Um diese Entwicklung nicht einfach geschehen zu lassen, will der Bürgerverein mit den Baumpatenschaften ein grünes Zeichen gegen den Waldverlust setzen. Zumal die Vernichtung von Waldflächen Folgen für alle hat. „Wald ist ein Partikel-Filter, CO2-Speicher und hat eine wichtige Funktion bei der Verdunstungskühlung“, sagt Wallmeroth. Bürgermeisterin Engeln: „Der Wald hat zudem eine Lärmschutz-Funktion.“

Mit der Baumpaten-Aktion will der Bürgerverein die Menschen für das Thema sensibilisieren. „Je mehr mitmachen, um so mehr Aufmerksamkeit können wir erzeugen“, berichtet Wallmeroth. Selbst wenn die Bahn an ihren bisherigen Plänen zur Trassenführung festhalte und die X-Trasse nicht mehr unvoreingenommen prüfen werde, müsse bei der Umsetzung nachgebessert und weniger Waldflächen vernichtet werden.

Wer sich an der Baum-Paten-Aktion beteiligt, wird um eine kleine (große sind auch willkommen) Spende von mindestens drei Euro gebeten. Dieses Prozedere soll dazu dienen, dass die Plattform nicht anderweitig missbräuchlich genutzt wird. „Wir wollen damit kein Geld verdienen. Die dabei erhaltenen Gelder werden wir naturbezogen einsetzen“, erklärt Wallmeroth und verspricht: „Wir werden weiterkämpfen – für unsere Bäume, unsere Häuser und das, was Bad Schwartau ausmacht.“ SEP
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