Die Konsequenzen sind fatal: Die Kita hat dann keine Bleibe mehr. „Wir werden den Verein auflösen müssen. Die Mitarbeiterinnen müssen sich neue Arbeitsplätze und die Eltern neue Betreuungsplätze für ihre Kinder suchen“, berichtet die Vereinsvorsitzende Irina Lütt. „Wir sind maßlos enttäuscht“, sagt Christin Huber, die mit ihren Kolleginnen (drei Erzieherinnen, drei Sozialpädagogische Assistentinnen und eine Aushilfe) die Elementargruppen- und Krippenkinder betreut. Die Mitarbeiterinnen und auch den Vorstand des Elternvereins macht insbesondere die Art und Weise betroffen, in der mit ihrem Verein umgegangen wird. „Was wir hier aufgebaut und gemacht haben, wird in keiner Weise wertgeschätzt. Das ist schon bitter“, sagt Mitarbeiterin Kristin Gorgs.
Das Spatzennest erhielt am letzten Tag vor den Weihnachtsferien per Einschreiben eine Kündigung von der Stadt Bad Schwartau für die Räumlichkeiten. „Ein ‚schöneres’ Weihnachtsgeschenk hätte die Stadt uns allen nicht bereiten können“, sagt Christin Huber verärgert. Die Kündigung zum 30. Juli 2025 sei zwar fristgerecht, aber von rechtzeitig könne nicht die Rede sein. Schließlich habe es die ersten und letzten Gespräche, die erst auf Initiative des Vereins Spatzennest zustande gekommen seien, mit der Stadt im Januar 2024 gegeben.
Darin soll Bürgermeisterin Katrin Engeln (Bündnis 90/Die Grünen) versichert haben, dass es noch nicht feststehe, ob das Spatzennest aus den Räumlichkeiten rausmuss, weil die Sanierung der Schule weiter unklar sei. Gleichwohl habe es ein Angebot gegeben, den Verein aufzulösen und die Übernahme der Kinder und Mitarbeiterinnen in andere Kitas in der Stadt zu ermöglichen.
Ob der noch nicht spruchreifen Lage sei der Verein auf dieses Angebot allerdings nicht eingegangen. Nach dem damaligen Treffen mit Bürgermeisterin Engeln habe es dann gut neun Monate lang keine weitere Kommunikation gegeben – bis zur Kündigung kurz vor den Weihnachtsferien.
Die Kritik will Bürgermeisterin Engeln nicht einfach auf sich sitzen lassen. „Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass die Grundschule Cleverbrück saniert und erweitert werden muss. Es ist natürlich für die Kita eine doofe Situation, wenn es nach zehn Jahren Diskussionen nun plötzlich ernst wird mit dem Umbau. Wir haben aber im Vorfeld Alternativen aufgezeigt. Es gibt ausreichend Kapazitäten, um alle Kinder in den bestehenden Kindertagesstätten in der Stadt unterzubringen“, erklärt die Verwaltungschefin.
Dass die Kündigung kurz vor Weihnachten zugestellt werden musste, sei natürlich unglücklich. „Der entsprechende politische Beschluss zum Umbau der Grundschule Cleverbrück wurde aber erst in der Dezembersitzung getroffen.“ Dass die Grundschule Cleverbrück ein Sanierungsfall ist, das weiß auch die Spatzennest-Crew seit Jahren. „Wir sind nur erstaunt darüber, dass mit uns bei dem gesamten Entscheidungsprozess keiner geredet hat und wir bei den Planungen keinerlei Rolle gespielt haben“, erklärt Huber. Sie hat mit ihrem Team dafür gesorgt, dass sich der Ausschuss für Soziales und Bildung in seiner nächsten Sitzung am 3. März um 18 Uhr im Rathaus noch einmal mit dem Spatzennest beschäftigt.
Eine neue und auch bezahlbare Bleibe für die Kita zu finden sei aussichtslos, sagt Huber. Entsprechend hat der Verein den Mitarbeiterinnen und die Plätze für die Kinder kündigen müssen. Mitarbeiterin Katrin Carstensen: „Es ist sehr schade, dass ein gutes Team nun kaputt gemacht wird und befreundete Kinder auseinandergerissen werden, weil sie bald unterschiedliche Einrichtungen in der Stadt besuchen müssen.“