Eines macht sie deutlich: „Ich stelle die Bedeutung der Gema nicht infrage“, sagt sie. Aber die Tanzschulinhaberin übt auch Kritik: „Manche Betriebe in Deutschland werden das nicht überleben.“ Dass die Gebühren so beträchtlich steigen, liegt an der neuen Berechnungsweise der Verwertungsgesellschaft: Statt der Tanzfläche in Quadratmetern werden künftig die Umsätze zugrunde gelegt.
Der Rahmentarifvertrag mit der Gema laufe immer ein Jahr lang. „Besser wäre es vielleicht gewesen, die Gebühren übers Jahr verteilt anzuheben“, sagt Bettina Huber-Beuss. „Wir Tanzschulen haben während der Corona-Zeit ohnehin genug gelitten.“
Was bedeutet die Erhöhung für ihr Haus? „Wir können und werden die Erhöhung nicht eins zu eins auf die Tanzschüler weitergeben“, sagt die Inhaberin. Und fügt hinzu: „Tanzen muss bezahlbar bleiben.“
„Wir geben die Erhöhung kulant und nur sehr vorsichtig weiter“, kündigt die Inhaberin an. „Unsere Tanzschüler tragen es glücklicherweise mit. Wir werden die Preise für die Kurse um vier Euro erhöhen“, sagt Huber-Beuss. Mehr sei nicht machbar. „Aber ich frage mich ernsthaft, wie das andere Schulen hinbekommen wollen.“ Die Kostensteigerungen auf dem Tanzschul-Sektor haben aber noch ganz andere Auswirkungen. Bettina Huber-Beuss nennt ein Beispiel: „Ich bin gefragt worden, ob wir die Europameisterschaft der Lateintänze ausrichten möchten. Wegen der Kosten musste ich das bedauerlicherweise absagen“, sagt die Profitänzerin, deren Haus schon viele internationale Turniere in Lübeck ausrichtete.
„Eine solche Anfrage ehrt mich natürlich, aber was soll ich machen?“, fragt sie mit Blick auf deutliche gestiegene Saalmieten. Angestellte müssten bezahlt werden, die Band und die Showpaare mit Honoraren, Bewirtungen und Übernachtungen. Das gilt auch für die 50. Tanz- und Showgala, die in diesem Jahr gefeiert werden soll. Ein großes Jubiläum. Christoph Möller, Präsident des Wirtschaftsverbandes Deutscher Tanzschulunternehmen, legt Zahlen vor: „Durch die Veränderung der Berechnungsgrundlage werden die Gema-Gebühren für zehn bis 15 Prozent unserer Mitglieder preiswerter.“ Das gelte für umsatzschwache Betriebe mit großen Tanzflächen.
„Für etwa 80 Prozent wird es teurer mit bis zu fünfstelligen Beträgen. Genaue Zahlen bezüglich Insolvenzen haben wir nicht, da Tanzschulen häufig von Mitbewerbern übernommen und als externe Filialen weitergeführt werden“, sagt Möller. Er schätzt den Anteil der in den vergangenen Jahren aufgegebenen Betriebe auf fünf bis zehn Prozent.
„Die Preisanpassung trifft Tanzschulen in einer äußerst schwierigen wirtschaftlichen Zeit. Die Inflation treibt seit Jahren die Preise nach oben und unsere Mitglieder befürchten, dass ihr Unterricht zum Luxusgut wird. Die Mitgliedszahlen sind noch lange nicht auf vor Pandemie-Niveau und zurzeit herrschen äußerst schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft“, sagt der Präsident.
Bis Redaktionsschluss blieb eine LN-Anfrage bei der Gema zu ihrem neuen Berechnungsmodell unbeantwortet.