Es gibt in dem 120 Jahre alten Haus viele kleine Räume, große Flure und Treppenhäuser. „Selbst der Gerichtssaal ist nur 60 Quadratmeter groß und lässt nur kleine Veranstaltungen zu“, berichtete der Planer. Zudem sei der Brandschutz eine schwierige Angelegenheit. Um das Haus mit Leben zu erfüllen, müsse man über ein Nebengebäude im hinteren Bereich des Amtsgerichts nachdenken. Eigentlich nur mithilfe des dreigeschossigen Nebengebäudes mit einer Fläche von jeweils 300 Quadratmetern könnte die Immobilie zu einem lebendigen Ort und Anziehungspunkt für alle Generationen entwickelt werden.
Das alte Amtsgericht ist seit 2019 im Besitz der Stadt Bad Schwartau.Für 630.000 Euro hat die Stadt das Gebäude damals vom Land Schleswig-Holstein gekauft. Das denkmalgeschützte Haus diente zu der Zeit nur noch als Aktenlager für die Justiz.Recht wurde in dem Gebäude schon lange nicht mehr gesprochen. Im Zuge der Justizreform 2009 wurde das Amtsgericht geschlossen. In 2021 wurde das Gebäude in der Corona-Krise zwischenzeitlich als Impfzentrum genutzt. Die schmucke Immobilie in bester Lage wird derzeit vom Stadtarchiv und vorübergehend von den Städtischen Betrieben genutzt.Bei der Entwicklung des Amtsgerichts zu einem lebendigen Ort soll nun die Stadtbücherei helfen – als Frequenzbringer und Ankerplatz im Neubau. Auch der Umzug der Volkshochschule aus der Nachbarschaft in den neuen Amtsgerichtskomplex sei denkbar. Zudem sollte ein gastronomisches Angebot in dem Haus einen festen Platz haben. Vorgesehen sind zudem Räume fürs Museum, Archiv, Vereine sowie ein größerer Saal für Veranstaltungen und Probenräume. Die Kosten dafür sind allerdings happig – knapp zehn Millionen Euro.
Aus Sicht von Dau-Schmidt müsse man bei den Berechnungen allerdings auch berücksichtigen, dass durch den „Ringtausch“ von Bücherei und VHS andere Gebäude frei und anders genutzt werden könnten. Zudem dürfe die Stadt mit finanziellen Zuschüssen aus der Städtebauförderung und anderen Töpfen von Bund und Land rechnen.
Die Finanzen dürften am Ende auch das größte Problem werden, wenn die Kommunalpolitik Mitte des Jahres erstmals über das Konzept in den politischen Gremien spricht. Unabhängig davon sagte Bürgermeisterin Engeln: „Unsere Ziele für das Haus lassen sich nur mit einem großen Anbau umsetzen.“ Für die Präsentation und Ideen gab es von den Anwesenden viel Applaus und Zustimmung. Florian Brombach, Personalleiter bei den Schwartauer Werken: „Wir können uns durchaus vorstellen, das Gebäude als Schulungsräume oder für Kochevents zu nutzen.“
Der pensionierte Musiklehrer Hans Niehaus zeigte sich begeistert: „Das Konzept ist großartig. Bad Schwartau ist als Sportstadt bekannt. In dem Haus kann Bad Schwartau dann auch zeigen, dass es Kunst, Musik und Kultur kann.“ Künstlerin Karin Klindwort lobte die „tolle Vorstellung“ und regte an, das Haus insbesondere auch zu einem Bildungsort für junge Menschen zu entwickeln. Kulturmanagerin Judith Ohrtmann sieht in dem Konzept durchaus das Potenzial, Ausstellungen mit „überregionaler Strahlkraft“ anbieten zu können. Neubürger Frithjof Lörchner vermisste allerdings, dass bei den Planungen die Belange der Jugend stärker berücksichtigt werden müssen. Auch dafür gab es von allen Seiten Zuspruch und Applaus.