Prof. Dr. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena, erklärt: „Eine Sepsis kann auf zwei Wegen durch die Grippe entstehen – entweder löst das Grippevirus selbst die gefährliche Immunreaktion aus oder es kommt zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion. Durch die geschwächte Immunabwehr können sich Bakterien leichter in der Lunge ausbreiten und eine Lungenentzündung verursachen, die wiederum die häufigste Sepsis-Ursache darstellt.“
Die wichtigsten Warnsignale sind Atemnot, Herzrasen sowie ein extremes Krankheitsgefühl, das sich deutlich schwerer anfühlt als bei einer gewöhnlichen Grippe. Auch Verwirrtheit oder Wesensveränderung, niedriger Blutdruck sowie feucht-kalte, manchmal bläulich-fleckige Haut sind typische Warnzeichen. Bei Auftreten dieser Symptome sollte sofort der Notruf 112 oder der ärztliche Bereitschaftsdienst 116 117 gewählt werden.
Besonders gefährdet für eine Sepsis sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Dazu gehören Menschen über 60 Jahre, Schwangere ebenso wie Früh- und Neugeborene. Auch chronische Erkrankungen der Lunge, der Leber oder des Herzens sowie Grunderkrankungen wie Diabetes, Krebs oder AIDS können das Immunsystem schwächen und damit das Sepsis-Risiko erhöhen.
„Die beste Vorbeugung ist eine doppelte Impfstrategie“, betont Prof. Pletz. „Neben der jährlichen Grippeimpfung ist die Impfung gegen Pneumokokken wichtig. Dies gilt besonders für Menschen über 60 Jahre und chronisch Kranke.“
Rund 75 Prozent der Betroffenen, die eine Sepsis überlebt haben, erleiden Spätfolgen. Diese können vielfältig sein und auch erst Jahre später in Erscheinung treten.