Eigentlich sollte es hier schon viel eher losgehen. Der Aufstellungsbeschluss wurde vor gut fünf Jahren gefasst. „Seither mussten viele Hürden zur jetzigen Realisierung genommen werden“, berichtet Jan Bohnsack vom Marco Fibelkorn Baumanagement. Die größte war wohl, dass das Bundesverwaltungsgericht 2023 einen bestimmten Paragrafen abgeschafft hatte. „Das konnten weder wir noch die Verwaltung vorhersehen“, sagt Bohnsack.
Der Paragraf 13b im Baugesetzbuch erlaubte es Kommunen, für kleine Freiflächen in Randlagen einen Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren, ohne Umweltverträglichkeitsprüfung aufzustellen. Das war hier in Niendorf eigentlich auch so vorgesehen. Dann urteilten die Leipziger Richter allerdings: Dieses beschleunigte Verfahren verstößt gegen EU-Recht.
Der Umweltverband BUND hatte zuvor in Baden-Württemberg Klage eingereicht. Mit „flächenfressenden Einfamilienhausgebieten am Ortsrand“ ohne Umweltprüfung sei nun Schluss, jubelten die Naturschützer auf ihrer Homepage nach dem Urteil. Grundsätzlich bestand aber für alle betroffenen Städte und Gemeinden die Möglichkeit, die Bebauungspläne erneut zu beschließen, dafür mussten aber die entsprechenden Unterlagen ergänzt werden. Das wurde auch für dieses Wohngebiet so vorgenommen: Die Bürgerschaft hat den Bebauungsplan fürs Wohngebiet im Lübecker Stadtteil Niendorf Ende des vergangenen Jahres schließlich abgesegnet.
Allerdings musste das komplette Verfahren umgestellt und neu aufgerollt werden, berichtet Bohnsack. Dadurch sowie durch den zusätzlich geforderten Umweltbericht sei alles deutlich umfangreicher und kostspieliger fürs Baumanagement geworden.
„Neben den hohen energetischen Anforderungen, die mittlerweile bei jedem Bauantrag durch das Gebäudeenergiegesetz gefordert werden, müssen innerhalb des gesamten B-Plangebietes die Flachdächer als Gründächer realisiert, diese zu 60 Prozent mit Photovoltaikanlagen belegt und die Regenentwässerung über Versickerungsanlagen wie Mulden und Sickerbecken realisiert werden.“ Die Wärmegewinnung läuft über Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Trotz aller Herausforderungen ist das Baumanagement nicht von den Plänen, auch nicht von der Massivbauweise abgerückt. Das liegt auch daran, dass das Team in dem Stadtteil Vorteile sieht: „Der Stadtteil Lübeck Niendorf punktet seit jeher durch seinen dörflichen Charakter, aber dennoch stadtnahen Standort.“ Durch den Bahnhaltepunkt Lübeck-Moisling und die beim Plangebiet liegende Bushaltestelle hätten sich Anbindungen noch mal verbessert, meint Bohnsack.
Die Grundstücke der Doppelhaushälften sind zwischen 312 und 430 Quadratmeter groß, die Wohnflächen circa 145 Quadratmeter. Bei den Reihenhäusern sind die Größen noch nicht im Detail festgelegt, Bohnsack geht aber von circa 120 bis 145 Quadratmetern Wohnfläche aus. Die Einfamilienhausgrundstücke werden erst etwas später vergeben und festgelegt. 60 Prozent der zu veräußerten Grundstücke sollen an Haushalte mit mindestens einem Kind veräußert werden.