Nun bekommen die beiden Jodsolequellen in Bad Schwartau – ein Brunnen befindet sich in der Anton-Baumann-Straße und ein weiterer auf dem Gelände der Asklepios-Klinik – möglicherweise noch eine weitere große Bedeutung für die Stadt. Und zwar bei der kommunalen Kälte- und Wärmeplanung. Ingenieur Carsten Dyck, der auch zugleich Erster Stadtrat ist, hat nämlich die Idee, die Jodsolequellen zur Energiegewinnung und Wärmeversorgung zu nutzen.
Die Sole hat in der Tiefe von über 300 Metern eine ungefähre Temperatur von 15 Grad. „Da stellt sich doch die Frage, wie wir die Wärme nutzen können, um ein Wärmenetz zusammenzustellen“, sagt Carsten Dyck. Die Kapazitäten würden sicherlich nicht ausreichen, um die ganze Stadt zu versorgen. Doch denkbar sei, dass so ein Wärmenetz die Reha-Klinik und auch Teile der Innenstadt versorgen könnte.
„Vielleicht befindet sich tatsächlich ein großer Energieschatz unter der Stadt“, sagt Dyck, der auch als Energieberatungs-Experte häufig als Referent für die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein unterwegs ist.
So auch bei der jüngsten Informationsveranstaltung zur kommunalen Kälte- und Wärmeplanung in Bad Schwartau. Dyck stellte an dem Abend die drei gängigsten Varianten von Wärmepumpen vor. Klimaschutzmanager Thies Fellenberg hatte dort gemeinsam mit Vertreterinnen von zwei Planungsbüros erläutert, wie bis Ende 2025 die Möglichkeiten zur Wärmewende in der Stadt ermittelt werden, um das Ziel eines treibhausgasneutralen Gebäudebestands bis 2045 zu erreichen. Das funktioniert grundsätzlich nur über den Ausstieg von fossilen Brennstoffen hin zu einem deutlich höheren Anteil von erneuerbaren Energien.
Derzeit ist Erdgas der vorherrschende Energieträger. Ungefähr 75 Prozent der Haushalte in Bad Schwartau heizen mit Gas, 20 Prozent mit Heizöl und fünf Prozent mit Holz und anderen Feststoffen. An dem einzigen bestehenden Fernwärmenetz in Bad Schwartau sind überwiegend kommunale Liegenschaften (Schwimmhalle, Rathaus und Schulen) sowie das Neubaugebiet Bollbrüch angeschlossen.
Die Referenten ließen durchblicken, dass die Möglichkeiten für weitere Fern- oder Quartierswärmenetze im Stadtgebiet eher gering seien. So muss sich vermutlich der überwiegende Teil der Hausbesitzer am Ende selbst um eine klimafreundliche Heiztechnik kümmern. Ob die Jodsolequellen tatsächlich genutzt werden können, soll nun geprüft werden. Dazu gehören unter anderem umwelt- und wasserrechtliche Untersuchungen. Die Asklepios-Klinik hat bereits Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Geschäftsführer Stefan Meiser: „Wir haben auch noch genügend Platz, um eine große Pumpe in unserem Technikraum zu installieren.“
Dass die Idee Potenzial hat, davon ist Dyck überzeugt. „Wenn Neustadt mit einer Meereswasserwärmepumpe ein ganzes Hafenquartier versorgen will, dann sollte es mit der viel wärmeren Sole allemal klappen.“