Insbesondere der geplante Abschnitt der Elbe-Lübeck-Leitung, die von dem neuen Umspannwerk in Stockelsdorf durchs westliche Lübeck und den Kreis Herzogtum Lauenburg bis ins 80 Kilometer entfernte Krümmel bei Geesthacht führt, trifft die Gemeinde hart. Die von der Tennet geplante Trasse führt direkt über eine rund acht Hektar große Fläche am K13-Kreisel Richtung Eckhorst, die die Gemeinde vor einigen Jahren erst angekauft hat, um dort weitere Gewerbeansiedlungen zu ermöglichen. Der nun favorisierte Trassenverlauf macht diese Pläne zunichte. Ohm: „Die gesamte Fläche ist quasi für jegliche Bebauung gestorben.“
Auf diese Folgen hat die Gemeinde unlängst in ihrer Stellungnahme im Planfeststellungsverfahren für den Trassen-Neubau hingewiesen und einen alternativen Trassenverlauf vorgeschlagen. Dass die Einwände der Gemeinde Erfolg haben, ist allerdings unwahrscheinlich. Grund: Laut Energiewirtschaftsgesetz genießt grundsätzlich die kürzeste und wirtschaftlichste Trasse absolute Priorität. Die Kosten für die von Stockelsdorf favorisierte Trasse würden laut Tennet bei rund 56 Millionen Euro liegen, die kürzere Trasse hingegen bei nur rund 43 Millionen Euro.
Ein weiterer Aspekt bei der Abwägung der Trasse spielt die Vorbelastung des Areals. Und die spielt Stockelsdorf ebenfalls nicht in die Karten, denn auf der Fläche, die derzeit noch landwirtschaftlich genutzt wird, gibt es bereits zwei 110-kV-Leitungen. Eine der Leitungen soll künftig auf die 380-kV-Trasse mit draufgesattelt werden. Die zweite Leitung wird bleiben und von der neuen Leitung überspannt werden. Durch die Nähe der Leitungsverläufe und der vorgeschriebenen Freihaltezonen von rund 50 Metern an den Masten sind mögliche Bauvorhaben an dieser Stelle somit kaum noch umsetzbar. Angesichts dieser Gemengelage sieht Ohm wenig Chancen, dass Stockelsdorf mit seinen Einwänden im Planfeststellungsverfahren Erfolg haben wird. „Es gibt weder bei der Wirtschaftlichkeit, bei der Vorbelastung noch aus ökologischer Sicht Ansatzpunkte, die uns helfen können“, erklärte der Bauamtsleiter bereits bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung den Kommunalpolitikern.
Stockelsdorf hofft nun, dass der Vorhabenträger Tennet mit seinen guten Kontakten bei der Findung nach Ersatzflächen unterstützt. „Unser Problem ist, dass wir den Gewerbeflächenbedarf nicht decken können“, sagt Ohm. Zudem darf Stockelsdorf mit Ausgleichszahlungen rechnen. Doch dieser finanzielle Einmaleffekt dürfte relativ schnell verpuffen. Und so bleibt Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD) nur zu hoffen, dass die Energiewende Stockelsdorf am Ende auch etwas Gutes bringt: „Wir sind als Gemeinde besonders stark betroffen. Da sollte zumindest die Gewerbesteuer aus dem Umspannwerk bei uns landen. Ob das tatsächlich der Fall sein wird, ist aber noch unklar.“