Wie sieht die medizinische Versorgung an einem solchen abgelegenen Ort aus? Von der zentralen Schotterpiste aus verläuft ein kleiner Sandweg zwischen trockenen Wiesen mit verdorrtem Gras. Wenn man den Ort nicht kennt, würde man ihn wohl nicht finden. Jeder weiß hier, wo sich die Krankenstation, die „Pillar Dispensory“ befindet. Das Gebäude ist rosa gestrichen und wird von Dr. Mbise seit vielen Jahren geleitet. Die Patienten kommen oft von weit her, viele stammen von dem Stamm der Massai.
Gemeinsam mit dem Team entschieden wir uns für ein Fortbildungsseminar, sowohl für die Pflege als auch für die Ärzte, in einem bilateralen Austausch. Das Team aus Norddeutschland führte eine Fortbildung zum Thema Postoperatives Monitoring durch, angeleitet durch Peta Hömberg, einer erfahrenen Intensivpflegekraft und Painnurse der Schön Klinik Neustadt. Zudem erfolgte ein Naht- und Knotenkurs mit Informationen zum Thema Wundmanagement und Hygiene, angeleitet durch Mathias Tomala, Chirurg aus der Schön Klinik Neustadt. Ein Kurs zu den Grundtechniken der Leitungsanästhesie an der Hand und am Handgelenk zur Versorgung von Verletzungen erfolgte von Dr. Laura Tomala, Plastische Chirurgin und Handchirurgin mit Praxis in der Ostseeklinik in Bad Schwartau. Abgerundet wurden die ausschließlich praktischen Kurse durch eine Fortbildung zum Thema Schädelakupunktur nach Yamamoto durch die Pulmonologin und Spezialistin für Akupunktur Dr. Dana Trost. „Das Teilen von Fachwissen, die Neugierde auf neue Informationen und Behandlungsmöglichkeiten, das ist überall auf der Welt gleich, das konnte ich spüren, und es hat viel Freude bereitet, sich auszutauschen“ so Dr. Dana Trost.
In Kibaya gehen über 1000 Kinder in die lokale Grundschule. Oft nehmen sie weite und vielmals gefährliche Strecken zu Fuß auf sich, um täglich die Schule besuchen zu können. Mit ihren Schuluniformen sehen die Kinder fast elegant aus – doch der erste Schein trügt, schon beim genaueren Hinsehen mussten wir feststellen, dass viele Schulzimmer nicht mit Sitzbänken oder Stühlen ausgestattet sind, überall fehlt es an finanziellen Mitteln. Im Gespräch mit dem Schulleiter Herrn Rassy und den sechsundzwanzig weiteren Lehrern fragen wir, wie wir helfen können. Sie benötigen Schulbänke, damit die Kinder aufrecht sitzen können und entspannt auf dem Pult schreiben und lernen können. Wir finden die Idee sehr gut und über Via Cordium spenden wir über 30 Sitzbänke aus Holz. An einer weiteren Vorschule mit rund 80 Kindern spenden wir während unseres Aufenthaltes außerdem Schulmaterialien für das ganze Jahr und Unterrichtsmaterial für die Lehrer.
„Der erste Einsatz ist immer der schwierigste“, so Mathias Tomala, der in den vergangenen neun Jahren viel Erfahrung mit dem Aufbau von Hilfsprojekten in aller Welt gesammelt hat. „Viele Entscheidungen kann man erst vor Ort treffen, es finden viele langwierige Gespräche statt, oft verbunden mit einem gemeinsamen Tee oder auch einem opulenten Essen. Oft muss man auch bei den lokalen Politikern vorsprechen“. Petra Hömburg berichtet weiter: „Die Beteiligten tasten sich vor, wägen ab, überlegen, entscheiden. Durch die Mentalitätsunterschiede kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Das ist manchmal gar nicht einfach und durchaus verwirrend. Aber man lernt dazu und die anderen auch.“ Wichtig ist dem Team von VIa Cordium ein langfristiges Projekt mit stetigem Auf- und Ausbau der Einsätze in der Krankenstation und in der Schule. „Je besser man sich kennt und je mehr Vertrauen man gewinnt, desto besser kann man sich abstimmen und auf die Bedürfnisse eingehen“, so Mathias Tomala, „wir freunden uns an und pflegen persönliche Kontakte. Wir bringen nicht nur Geld, sondern auch unser Fachwissen mit. Wenn man diese beiden Faktoren gezielt einsetzt, entsteht daraus ein nachhaltiges, langfristiges und sinnvolles Projekt.“ Das Kibaya-Team und das Via Cordium Team sind auf jeden Fall schon Feuer und Flamme sich bald wiederzusehen…in Kibaya, am Ende der Schotterpiste…unter dem Baobab-Baum. „Tutanonana“ – bis bald in Tansania!