Aufräumen mit der Motorsäge:
60 Bäume im Herrengarten gefällt
Experten rieten zum Entfernen – Auch gesunde Exemplare müssen weichen – Neupflanzungen für mehr Diversität geplant.

Forstarbeiten im Herrengarten in Stockelsdorf: Maximilian Kiesler (28) und Dominic Junghans (25) lichten den Baumbestand.Foto: Prey
Stockelsdorf. Der Klang der Motorsäge ist nicht zu überhören. Unentwegt sind Maximilian Kiesler (28) und Dominic Junghans (25) dabei, Äste zu kappen oder ganze Bäume auf die Seite zu legen. Mehr als 50Stämme lagern bereits am Wegesrand im Stockelsdorfer Herrengarten.

Birken, Eschen, Ahorne, Kirschen, Ulmen und Linden unterschiedlichsten Alters haben Kiesler und Junghans im westlichen Teil des um die vier Hektar großen Parks entnommen. Auffällig ist dabei, dass viele der gefällten Bäume kräftig und nicht geschädigt aussehen. „Das ist in der Tat so. Wir putzen den Forst hier einmal durch. Da muss auch mal ein gesunder Baum weg“, berichtet Oliver Grätz, Leiter des Bauhofes Stockelsdorf. Welcher Baum gefällt wird und welcher stehen bleiben darf, beruht aber nicht auf der Expertise des Bauhof-Leiters.

Die Gemeinde Stockelsdorf hat sich Sachverstand von außerhalb dazugeholt. Zwei Förster der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein haben den Baumbestand im Herrengarten begutachtet. „Da ging es um zwei Aspekte – Verkehrssicherungspflicht und guter Baumbestand aus forstwirtschaftlicher Sicht“, berichtet Bürgermeisterin Julia Samtleben. Auf Grundlage des Expertenwissens wird nun im Park aufgeräumt.

Der Großhansdorfer Firmenchef Maximilian Kiesler und sein Mitarbeiter Dominic Junghans knöpfen sich jeden Baum vor, der von einem der Förster mit einer orangen Markierung versehen wurde. „Tatsächlich sind viele der gefällten Bäume gesund. Allerdings standen auch etliche viel zu dicht zusammen. Einige Bäume waren schon ineinander verwachsen“, berichtet Junghans.

Die Bäume werden gefällt, zersägt und die Stämme mit einem kleinen Holzrückewagen zum Ablageplatz gebracht. Von dort werden sie voraussichtlich Ende nächster Woche zum Abschluss der Arbeiten mit einem Langholz-Lkw abtransportiert und zu Holzhackschnitzel verarbeitet. Kiesler: „Das werden wohl um die 50 Kubikmeter.“ Überrascht sind die beiden Baumpflege-Profis davon, dass es bislang überhaupt keine Nachfragen von Spaziergängern gibt. „In anderen Orten sind die Menschen immer gleich beunruhigt, wenn ein Baum gefällt wird – hier ist das nicht so“, berichtet Kiesler. Bauhof-Leiter Oliver Grätz ist da weniger überrascht, denn auch er hat ähnliche Erfahrungen gemacht bei den letzten größeren Baumfällungen. Anfang des Jahres wurden 20 kranke Eschen im Herrengarten gefällt und auch bei den jüngsten Waldarbeiten Am Rehsprung und An den Schießständen gab es keine besorgten Anrufe. „Im Gegenteil. Viele Stockelsdorfer regen sogar an, wo noch Bäume gefällt werden könnten.“

Grundsätzlich nimmt die Gemeinde Stockelsdorf mehr Geld für die Forstpflege in die Hand als in den vergangenen Jahren – zusätzliche 150.000 Euro. „Es gibt da Nachholbedarf“, berichtet Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD). Zuletzt wurden im Herrengarten im Zuge der Umgestaltung in den Jahren 2020 und 2021 größere Forstarbeiten vorgenommen. Damals haben der historische Park – der seinen Ursprung Mitte des 18. Jahrhunderts hat – und die angrenzenden Waldflächen für rund 1,3 Millionen Euro eine Schönheitskur bekommen. Grätz: „Seitdem hat sich einiges getan. Die Trockenheit in den letzten Jahren hat vielen Bäumen zugesetzt.“ Weitere Pflegemaßnahmen stehen zudem im Schulwald (am Ende der Ahrensböker Straße) und auch am Anger in Curau auf dem Plan.

Aber es wird nicht nur aufgeräumt und gefällt. „Für die entnommenen Bäume im Herrengarten gibt es entsprechend viele Neuanpflanzungen“, kündigt Bauhof-Leiter Grätz an. Die neuen Bäume sollen zeitnah gepflanzt werden. Ziel sei es, mehr Diversität in den Baumbestand zu bekommen. SEP
Druckansicht