Die Messfahrten fanden auf der Fackenburger Allee zwischen Ziegelstraße und Friedhofsallee in der ersten Phase des Verkehrsversuchs sowie auf Vergleichsstrecken statt. In der Fackenburger Allee wurden 1400 Überholvorgänge gemessen, elf Prozent waren kritisch. Die Vergleichsstrecken kommen auf deutlich mehr Verstöße. In der Roeckstraße überholten 53 Prozent der Autofahrer nicht korrekt, in der Hansestraße 58 Prozent und im Mönkhofer Weg 74 Prozent.
Der ADFC-Kreisvorsitzende Wolfgang Raabe bezeichnet den Mönkhofer Weg aus Radfahrersicht als gruselig. Noch schlimmer sei die Lage in der Wisbystraße. Knapp 90 Prozent der Autofahrenden würden auf der Seite mit dem Radfahrstreifen regelwidrig überholen. Auf der Gegenseite ohne Schutzstreifen seien Radfahrende sicherer. Auf Straßen mit mehr Platz sei es für Radfahrende deutlich weniger gefährlich, bilanziert Wolfgang Raabe und verweist auf die Kanalstraße im Abschnitt zwischen Rosenpforte und Fleischhauerstraße.
ADFC-Mitglieder haben diese Messungen mit Open-Bike-Sensoren vorgenommen. Der Sensor misst per Ultraschall die Entfernungen links und rechts vom Fahrrad, denn auch Radfahrer müssen Abstand zu parkenden Autos oder Bordsteinen einhalten. Ein GPS-Sensor liefert Daten, wann und wo der Radfahrer unterwegs ist. Damit ausschließlich Überholvorgänge von Autos dokumentiert werden, müssen die Radfahrer bei jedem Vorgang einen Schalter drücken. Die gesammelten Daten werden in Karten und Grafiken umgewandelt.
In Lübeck würden 57 Prozent aller Überholvorgänge den 1,50 Meter Sicherheitsabstand nicht einhalten, sagt der ADFC-Vorsitzende. „Wesentlich für die Häufigkeit gefährlicher Überholvorgänge scheint die Fahrbahnbreite zu sein“, sagt Raabe, „die höchste Quote riskanter Überholvorgänge ist bei Fahrbahnbreiten zwischen 3,25 und 5,10 Meter je Richtung zu verzeichnen.“ Deutlich sicherer werde es bei Fahrbahnbreiten ab sechs Metern je Richtung.
Rad SH, eine kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs, machte landesweit Autofahrende auf den Überholabstand aufmerksam. Diese Aktion sollte insbesondere Berufspendler erreichen. Die Hansestadt Lübeck nahm als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft an der Aktion teil.