Doch die Situation des Einzelhandels in Bad Schwartau ist besser als es auf den ersten Blick scheint. Die Cima Beratung + Management GmbH hat die Gegebenheiten in der City und in den Außenbereichen beleuchtet und ein Einzelhandelskonzept erstellt. Ein Ergebnis: „Die innerstädtischen Einzelhandelsbetriebe sind mehrheitlich modern und leistungsfähig aufgestellt.“ Gerade vor dem Hintergrund des intensiven Wettbewerbs mit dem nahe gelegenen Oberzentrum Lübeck empfiehlt die Cima, mehr auf individuelle Ladenkonzepte als auf Filialisten zu setzen.
Angesichts zahlreicher Leerstände entlang der Lübecker Straße als auch der Markttwiete regt die Beratungsfirma an, die vorhandenen Freiflächen in Absprache und Kooperation mit den Immobilieneigentümern zumindest vorübergehend anders zu nutzen, um neue Besuchsanlässe für die Innenstadt zu schaffen. „Der Erlebniswert der Innenstadt wird künftig noch stärker in den Fokus der Menschen rücken“, heißt es in dem Konzept. So tragen Veranstaltungen, Ausstellungen und Märkte zu einer attraktiven Innenstadt mit Anziehungskraft bei.
Der Angebotsmix in der Innenstadt wird von der Cima recht positiv bewertet. Insgesamt gibt es 72 Betriebe, die Waren auf knapp 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche anbieten und auf ein Umsatzvolumen von rund 85 Millionen Euro kommen. Den Löwenanteil macht dabei die Warengruppe Nahrung und Genussmittel aus – mit einer Verkaufsfläche von 6000 Quadratmetern und einem Umsatzvolumen von rund 37 Millionen Euro. Bei den innenstadtprägenden Sortimenten sticht die Warengruppe Bekleidung/Wäsche besonders heraus, die auf rund 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf ein Umsatzvolumen von 16 Millionen Euro verzeichnet.
Zusätzliches Potenzial sieht die Cima in der Innenstadt noch für eine Ansiedlung eines Spielwarengeschäfts sowie eines weiteren Drogeriemarktes. Entwicklungspotenziale sind laut Konzept auch in den Bereichen Haushaltswaren, Elektroartikel, Unterhaltungselektronik, Sport, Baumarktartikel und Gartenbedarf vorhanden. Allerdings seien Ansiedlungen moderner und leistungsstarker Fachmärkte in diesen Warengruppen in Bad Schwartau angesichts der regionalen Wettbewerbssituation (Lübeck, Citti-Park und Luv-Center) nicht realistisch.
Das knapp 70 Seiten starke Einzelhandelskonzept der Cima wurde in der jüngsten Stadtvertretung einstimmig angenommen und muss künftig bei der Aufstellung von Bebauungsplänen berücksichtigt werden. „Das Konzept allein wird keinen Leerstand beheben, aber wir können die baurechtlichen Rahmenbedingungen schaffen für eine gute Entwicklung“, lobt Carsten Dyck (CDU). Entsprechend spricht sich die WBS sogleich für einen zweiten Nahversorger im einwohnerstärksten Stadtteil Cleverbrück aus.
Folkert Jeske (Grüne) spricht von einer „guten Diskussionsgrundlage“ und Anja Schlicht (WiBS) von einer „gelungenen Analyse“. Daniel Böttcher (SPD): „Es ist eine gute Grundlage für die Umgestaltung unserer Stadt, die künftig nicht mehr nur Einkaufs-, sondern auch Erlebnisort sein soll.“ Martin Broziat (FDP) sieht in dem Konzept allerdings auch einen klaren Handlungsauftrag: „Der Erlebniswert der Innenstadt muss gesteigert werden. Dazu gehört auch eine bessere Anbindung der Lübecker Straße.“