Und Tennet will keine Zeit verlieren. „Wir starten am 14.Oktober mit weiteren Baugrunduntersuchungen und Ausholzungsmaßnahmen. Zudem werden Platten für Baustraßen verlegt“, kündigt Tennet-Sprecher Sören Wendt an. Tennet drückt beim Trassenausbau also weiter aufs Tempo. Schließlich soll die Leitung abschnittsweise in den Jahren 2026 und 2027 in Betrieb gehen.
Bereits Anfang des Jahres wurde ein „Schnellstart“-Antrag auf vorzeitigen Baubeginn genehmigt. Vor Erlass des Planfeststellungsbeschlusses waren dann auch schon erste Baumaßnahmen erfolgt. Betroffen waren vornehmlich Flächen in Sereetz, auf denen Provisorien errichtet werden, um die Stromversorgung der Region auch während der Bauarbeiten immer sicherzustellen.
Ob dieser Geschwindigkeit beim Ausbau zeigt sich Energiewendeminister Tobias Goldschmidt zufrieden. „Dieser Bauabschnitt ist ein besonders gutes Beispiel für raum- und naturverträgliche Planung beim Stromnetzausbau“, kommentiert der Minister den Beschluss. Eine Aussage, die in Bad Schwartau und Ratekau für Kopfschütteln sorgt. Ellen Brümmer von der Bürgerinitiative Achtung-380kV sagt: „Bei der ersten Bürgerbeteiligung in 2014, 2015 wurden die Menschen im Glauben gelassen, dass ihre Anliegen berücksichtigt werden. Die neuen Masten sind zum Teil nun so geplant, dass die 400 Meter Schutzzone zu Wohnhäusern in Groß Parin und in Ratekau nicht eingehalten wird.“
Aus Sicht der Bürgerinitiative stehe die Anbindung des Seekabels Baltic Cable ohnehin in keinem Verhältnis zu den geplanten Eingriffen. Entsprechend rechne man sich auch gute Chancen bei einer möglichen Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht aus. Brümmer: „Diese Trasse wird nicht zur Energiewende benötigt. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist nicht gegeben.“
Ähnlich beurteilt Bad Schwartaus Bürgermeisterin Kathrin Engeln (Grüne) die Situation. „Im Vergleich zu den letzten beiden Planauslegungen hat sich so gut wie nichts verändert“, moniert Engeln. Sobald die Unterlagen einsehbar seien, werde Rechtsanwältin Michéle John für die Stadt prüfen, ob eine Klage sinnvoll sei.
Übertragungsnetzbetreiber Tennet sieht bei den Planungen durchaus die Belange von Natur und Mensch berücksichtigt. So werden 36 neue 380-kV-Masten errichtet, welche größtenteils die neue 110-kV Leitung von SH Netz mitnehmen. Insgesamt 88 Masten der 110-kV-Leitung können also zurückgebaut werden. Die geplanten neuen Masten haben eine Durchschnittshöhe von 63,1 Meter. Die höchsten Masten sind 92,50 Meter hoch und stehen unter anderem im Riesebusch.
Tennet-Sprecher Wendt: „Der Riesebusch wird fachlich in das FFH-Gebiet Schwartautal und Curauer Moor eingeordnet. Mit den hohen Masten wird das Gebiet nun überspannt und keine Schneise geschlagen. Wir haben in diesem Gebiet und auch im Sielbektal sehr sorgsam geplant.“ Der Planfeststellungsbeschluss wird in circa zwei Wochen online auf der Beteiligungsplattform des Landes veröffentlicht. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung beginnt dann die einmonatige Klagefrist.