Aber in der Tat seien Frauen in dem Beruf eher eine Rarität. „Wahrscheinlich ist das historisch so gewachsen. Schließlich gibt es keinen objektiven Grund, der dagegen spricht, dass wir es nicht auch können“, sagt sie. Möglicherweise habe es auch mit der Jagd zu tun; die sei ebenfalls männerdominiert.
Und das Jagdhandwerk gehört nun mal zu ihrer Jobbeschreibung. Das sei jedoch bereits in diesem Monat erledigt, so ihr Hinweis. Drei Rehe vom Wochenende hingen noch in der Kühlkammer, sagt sie. An diesem Vormittag ist die Försterin direkt vor ihrem Dienstsitz in Groß Grönau unterwegs. „Ich habe auf einer Gesamtfläche von 1300 Hektar insgesamt zehn Waldstandorte, für die ich zusammen mit meinem vierköpfigen Team zuständig bin“, berichtet Annalena Joch.
Pro Hektar müssten stets fünf Biotopbäume durch Markierung mit grüner Farbe ausgewiesen werden, beschreibt sie den Zweck ihrer morgendlichen Runde im Falkenhusener Forst. Ein Biotopbaum sei dadurch gekennzeichnet, dass er besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbiete – Beispiel eine Bruthöhle für baumbrütende Vogelarten.
Begleitet wird sie diesmal von Celine Steinert. Das Besondere daran: Auch die 17-jährige Auszubildende ist eine Berufsexotin. Schließlich möchte die Jugendliche aus der Nähe von Rostock Forstwirtin werden. Zu ihrem Rüstzeug gehören entsprechend Motorsäge, Axt, Seilwinde und Schlepper; Bäume fällen, Waldwege verkehrssicher halten und Nistkästen bauen sind unter anderem ihre Aufgaben. „Bis auf meine Chefin habe ich zwar nur Kollegen; ich fühle mich hier aber trotzdem sehr gut aufgenommen“, sagt die Berufseinsteigerin.
Auf die Frage „Warum Forstwirtin?“ antwortet sie: „Bei uns zu Hause gehörte das ‚Holz machen‘ immer mit dazu, sodass ich schon während meiner Schulzeit aus Neugier Praktika in einem Forstbetrieb gemacht habe.“ Man sei immer draußen und tue etwas Sinnvolles für die Natur – speziell in Lübeck mit dem besonderen Waldkonzept.
Dieses europaweit beachtete Modell der naturnahen Waldnutzung konnte gerade 30-jähriges Jubiläum feiern. Kurzformel: Der Wald soll so wenig gestört werden wie möglich. Zum Zuständigkeitsbereich von Annalena Joch gehört auch der Schattiner Zuschlag in Nordwestmecklenburg. „Das ist für uns eine teils schon seit über 100 Jahren nicht bewirtschaftete Referenzfläche, wo der Wald sich selbst überlassen ist. So kann sich dort nach und nach ein Urwald entwickeln“, erklärt sie. Genau über dieses Gebiet hat sie ihre Bachelorarbeit verfasst, da sie schon während des Studiums durch ein Praktikum die Revierförsterei Falkenhusen kennengelernt hat.
„Lübeck war durch das Waldkonzept an der Hochschule in Erfurt ein Thema. Und das wollte ich unbedingt kennenlernen“, sagt sie. Und als sie schließlich gehört habe, dass ihr Vorgänger in Falkenhusen, Jörg Baeskow, in den Ruhestand geht, sei ihre Bewerbung rausgegangen.
Und ich habe die Stelle bekommen“, sagt Annalena Joch und freut sich noch immer. Obwohl sie ihre Liebe zum Wald erst auf den zweiten Blick entwickelt habe, wie sie gesteht. „Ich bin von Haus aus ein Großstadtkind; aber nach der Schule wollte ich etwas in der Natur machen, sodass ich nach meinem Abschluss ein FÖJ in der Schutzstation Wattenmeer in St. Peter-Ording angeschlossen habe“, erzählt sie.
Dann folgte ein erfolgreiches Studium der Landschaftsplanung in Osnabrück. „Und erst danach kam in meinem beruflichen Leben der Wald ins Spiel – als ich bei der Forst mein erstes Praktikum gemacht habe, um mich ein bisschen umzugucken, und da habe ich sprichwörtlich Feuer gefangen“, erinnert sie sich. Aufgaben hat Joch viele – draußen und drinnen. So stapeln sich auf ihrem Schreibtisch einige Unterlagen. „Es ist die Mischung zwischen Planung und Praxis, die mich reizt. Ich habe Personalverantwortung; es sind zahlreiche Dinge zu organisieren, die im Wald erledigt werden müssen; der gezielte Holzeinschlag muss vorbereitet werden, die Holzvermarktung ebenfalls“, berichtet sie.Auch viele Bürgeranfragen und -beschwerden landen bei ihr. „Das sind zwei bis drei Anfragen pro Tag. Dann gibt‘s die Meldung, dass da ein Auto im Wald stehe oder ein Baum einen Weg blockiere“, erzählt Annalena Joch. „Außerdem schreibe ich gerade auch eine Stellungnahme zu der Tennet-Leitung.“ Und: Das Projekt Erstaufforstung in der Gemarkung Niendorf-Moorgarten betreue sie federführend. Bei dem Satz „Dort wird aus Acker Wald“ leuchten förmlich ihre Augen.