„Es wird ein Abend mit den ,Neun deutschen Arien’ von Georg Friedrich Händel“, berichtet Kirchenmusiker Johannes Unger. „Die Besonderheit ist, dass diese Musik ab 1724 – also vor genau 300 Jahren – entstanden ist.“ Die zugrundeliegenden Texte sind aus der Sammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“ von Barthold Heinrich Brockes und beschreiben die Natur als ein Geschenk Gottes. „Für die Akustik und das Ambiente der Briefkapelle ist diese Musik wunderbar geeignet.“ Johannes Unger wird an dem musikalischen Abend Cembalo und Orgel spielen, Hartmut Becker Violoncello, Manuela Mitterer Flöte und Oboe und Erika Tandiono den Solo-Sopran singen.
Anfang 2023 wurde die Briefkapelle komplett leergeräumt, um Gerüste für die Sanierungsarbeiten aufzustellen. Auch die Barock-Orgel fand einen anderweitigen Unterschlupf auf Zeit und wartet dort auf ihre Restaurierung. „Die letzte Sanierung der Briefkapelle erfolgte in den 1970er Jahren“, weiß Marienpastor Robert Pfeifer. Dementsprechend musste einiges getan werden: Risse im Mauerwerk wurden geschlossen und geschädigtes Mauerwerk ausgetauscht, Feuchte und Salz waren Ursache für die Schäden. „Zudem wurde das Mauerwerk vertikal abgedichtet, damit weniger Feuchtigkeit eindringen kann. Danach reinigten die Maler die Wand- und Gewölbefläche und führten Instandsetzungsanstriche aus; Restauratoren und Restauratorinnen reinigten die Rippen und ergänzten Fehlstellen mit mehrlagigen Anstrichen in differenzierter Farbigkeit, um die Lebendigkeit der Fassung zu erhalten“, informiert Architektin Christine Johannsen. Die Kapitelle der Pfeiler, entstanden in der Erbauungszeit der Kapelle, belebten die Restaurator:innen durch eine behutsame Reinigung. Diese zeigen verschiedene Darstellungen von Engeln, Heiligen, Tieren und auch Fantasiegestalten wie einem Einhorn. Am Ende des ersten Bauabschnittes erhielt die Heizung eine neue Regelung zur Feuchtigkeitsregelung: „Zukünftig soll eine möglichst konstante Luftfeuchtigkeit um 60 Prozent relativer Luftfeuchte in diesem historischen Raum eingehalten werden“, so Christine Johannsen weiter.
Dieser erste Abschnitt kostete eine Million Euro, die ein privater Spender stiftete. Im zweiten Bauabschnitt erhielt die Bleiverglasung der Fenster eine Grundreinigung sowie eine neue äußere Schutzverglasung. Zum Abschluss erhielt der Innenraum eine ergänzende Beleuchtung. Diese Maßnahmen kosteten zusammen noch einmal 300.200,- Euro, die aus Eigenmitteln und Geldern der Possehl-Stiftung, der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung Hansestadt Lübeck und der Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung Lübeck stammen.