„Das sieht schon schlimm aus. Man mag sich gar nicht vorstellen, was hier erst los ist, wenn die Arbeiten für die geplanten Neubauten beginnen“, sagt Jörg Wolters. Auch etliche andere Anwohner sind in Sorge. Hintergrund sind die Neubaupläne der Gemeinde. Geplant sind zwei Mehrfamilienhäuser mit jeweils sechs Wohneinheiten im Quartier Max-Hamerich-Straße.
Dafür muss allerdings der dortige Spielplatz weichen. Er soll im Gegenzug verlegt werden auf die benachbarte Fläche des Bolzplatzes, der entsprechend verkleinert wird. Und der Baustellenverkehr muss komplett über eine 4,65 Meter breite Straße inklusive Gehweg abgewickelt werden. Anwohner Jürgen Ehlers: „Das kann doch gar nicht funktionieren.“
Für Holger Nissen, der sich mit weiteren Nachbarn zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen hat, steht fest: „Wir kämpfen weiter gegen die Pläne der Gemeinde, den Spielplatz mit Wohnungen zu bebauen und dieses Kleinod zu zerstören.“ Alle bisherigen Proteste haben allerdings keine Wirkung gezeigt. So wurde Anfang des Monats die europaweite Ausschreibung für das rund fünf Millionen Euro teure Vorhaben auf den Weg gebracht. Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD): „Der politische Beschluss ist ja unverändert.“ Bis auf die UWG haben alle Fraktionen für die entsprechende B-Plan-Änderung gestimmt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es in Stockelsdorf an Wohnraum mangelt und die Gemeinde bei der Unterbringung von Flüchtlingen mächtig unter Druck steht.
Trotz des eindeutigen Votums der Politik wollen die Anwohner nicht locker lassen. Eine Normenkontrollklage, die allerdings keine aufschiebende Wirkung hat, haben sie bereits auf den Weg gebracht. Die Klage fußt darauf, dass die Gemeinde aus Gründen der Dringlichkeit auf sämtliche Umweltverträglichkeitsprüfungen verzichtet hat. Unabhängig davon hoffen die Anwohner nun, dass möglicherweise alternative Standorte gefunden werden, um Wohnraum zu schaffen. „Es sind schon Alternativen im Gespräch“, sagt Holger Nissen. Das bestätigt auch Bürgermeisterin Samtleben. „Es werden Alternativ-Standorte geprüft, aber auch die müssen genehmigungsfähig sein und die Kosten im Rahmen bleiben“, sagt Samtleben. Unabhängig davon werde das Areal in der Max-Hamerich-Straße zumindest mittel- oder langfristig weiter für eine Bebauung genutzt werden, vermutet die Verwaltungschefin.
Wie und ob es nach den Arbeiten an der Regenwasserleitung, die im Oktober fertig sein soll, weitergeht, bleibt unklar. Aus Sicht der Anwohnerinitiative dürfe die bestehende Struktur des Quartiers nicht angetastet werden. „Hier spielen viele Kinder. Schulen nutzen den Spiel- und Bolzplatz. Für die geplanten Bauvorhaben wird zudem viel Natur zerstört“, moniert Jörg Wolters.
Und UWG-Fraktionschef Helmut Neu ist ebenfalls der Meinung: „Auch zum jetzigen Zeitpunkt ist die Entscheidung zum Bau der Blöcke noch anzuhalten. Da passt aus technischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Gründen einfach nichts zusammen.“