Es sind Gäste. So nennen die Leiterin Jeannine Sigl und ihre Mitarbeiterinnen die Senioren, die in die Tagespflege kommen. Es sind Menschen, die von ihren Angehörigen zu Hause gepflegt werden. Um die Familie zu entlasten, aber auch um den Gästen Anregungen und ein Gemeinschaftsgefühl zu geben, verbringen die Senioren die Stunden zwischen 8 und 16 Uhr im neu gebauten Diakonie-Zentrum am Ahrensböker Ernst-Prüß-Weg. Gleich gegenüber dem 2021 eingeweihten Kindergarten der Kirche. Zwischen beiden gibt es Verbindungen, die in gemeinsamen Festen oder Ausflügen münden.
Angebote für Tagespflege wie das in Ahrensbök sind rar. Das Einzugsgebiet ist groß, berichtet Sigl. Die nächste Einrichtung dieser Art liegt in Hassendorf (Gemeinde Bosau) und ist komplett ausgebucht. Dementsprechend groß ist das Interesse in Ahrensbök. Dass bisher erst bis zu 18 der 24 Plätze belegt sind, liegt daran, dass die Eröffnung der noch jungen Tagespflege nach und nach geschieht.
Nach Ahrensbök können alle Pflegebedürftigen kommen, egal ob und wie stark sie dement oder körperlich eingeschränkt oder geistig fit sind. Die Gäste werden von geschulten Fahrern mit rollstuhlgerechten Fahrzeugen von zu Hause abgeholt und nachmittags wieder zurückgebracht. Dazwischen strukturieren gemeinsame Mahlzeiten und Freizeitangebote den Tagesablauf. Beliebt sind etwa Gesellschaftsspiele. „Wichtig ist, dass sich niemand unter- oder überfordert fühlt“, sagt Heike Steinbach, die Geschäftsführerin der Diakonie Ostholstein. Und noch etwas ist ihr wichtig: Die Tagespflege hilft gegen Einsamkeit im Alter.
Weil es manchen Senioren schwerfalle, sich auf etwas Neues einzulassen, muss sich niemand gleich für den Besuch der Tagespflege für jede volle Woche verpflichten. Wer mag, kann erst einmal zu Probetagen kommen. Und auch wer sich fest anmeldet, kann auf Wunsch nur ein, zwei oder drei Tage pro Woche Gast im Haus sein. Zudem bietet die Einrichtung Angehörigen Beratung und Unterstützung bei der häuslichen Pflege und Versorgung.
Für viele Pflegebedürftige sei die Tagespflege eine Alternative zur immer teurer werdenden Unterbringung in einem Pflegeheim mit hohem Eigenanteil. „Ich glaube, das ist das Versorgungsangebot der Zukunft“, sagt Steinbach. Der Eigenanteil in der Tagespflege ist deutlich geringer, je nach Pflegegrad. Auch dafür zahlt die Pflegekasse. Den Familien bleibt das Pflegegeld in voller Höhe erhalten, das ist Steinbach wichtig. Die Einrichtung selbst wird vom Kreis Ostholstein mitfinanziert.
Die Diakonie Ostholstein bietet Tagespflege außer in Ahrensbök auch in Malente, Eutin und Neustadt an. In Ahrensbök will die Diakonie ihr seniorengerechtes Angebot weiter ausbauen. So ist auf dem Grundstück hinter dem Gebäude, in dem Tagespflege und ambulante Pflege untergebracht sind, eine Erweiterung geplant. Dort könnten Wohnungen entstehen, deren Mieter bei Bedarf vom ambulanten Dienst betreut werden. Eventuell könnte noch eine Demenz-WG eingerichtet werden, kündigt Steinbach an.