Was die Menschen auf der Insel umtreibt, sind die Folgen des Baus der Schienenhinterlandanbindung für die Feste Fehmarnbeltquerung. Der Bahnverkehr wird mit der Fertigstellung des Tunnels 2029 derart zunehmen, dass die Schranken mehr runter als hoch wären. Deshalb soll der Bahnübergang zur Insel geschlossen werden. Stattdessen soll der Verkehr über die Warthestraße kommen. Der Sandweg, der jetzt am Klärwerk vorbei und parallel zu den Gleisen entlangführt, soll zu einer Straße auf die Insel ausgebaut werden. Diese Straße soll sechs Meter breit werden, dazu soll es einen Geh- und Radweg von drei bis dreieinhalb Metern Breite geben. Die Planfeststellungsunterlagen hat die Bahn jetzt für den Bereich Lübeck veröffentlicht. Bis zum 19. September können Betroffene Einwendungen abgeben.
„Wenn diese Pläne verwirklicht werden, müssen meine Kunden einen drei Kilometer langen Umweg fahren, mit zwei Abbiegungen und drohenden Rückstaus“, befürchtet Törper. Unterstützung bekommt er unter anderem von Katrin Marwitz. Sie wohnt seit 24 Jahren auf der Teerhofinsel und betreibt den Princess-Yachthafen. „Es hieß bis vor einem Dreivierteljahr immer, dass eine Brücke zur Insel gebaut wird, wenn der Bahnübergang geschlossen wird. Jetzt hieß es bei einer Versammlung der Bahn plötzlich, dass die Zuwegung über die Warthestraße kommt. Das ist keine gute Lösung“, sagt sie.
Investor Martin Rafalczyk hat gerade erst die neue Marina am Schilf gegründet. „Im März haben wird die Hansawerft ersteigert. Wir wünschen uns für Anwohner und Gewerbetreibende einen schnellen Zugang auf die Insel. Da kommen ja auch große Lkw, und die geplante Umleitung wäre ein sehr langer Weg, auf dem jetzt an normalen Tagen schon Stau ist. Ich befürchte, dass ich dadurch Kunden verliere. Wir haben uns aber gerade erst das Business aufgebaut, und wir wollen ja damit Geld verdienen.“ Und Rainer Kregehr von der Trave-Werft betont: „Für uns ist der direkte Zugang von der Autobahn sehr wichtig. Viele Schiffe kommen mit dem Tieflader. Das sind 30 Meter lange Schwerlastzüge mit Polizeibegleitung. Ich weiß nicht, wie die später um die Ecke kommen sollen.“
Ganz bitter könnten die Pläne für Juan Martinez Carmelo sein. Er müsste Abschied von der Teerhofinsel nehmen. Carmelo hat einen Kleingarten zwischen Wasser und Gleisen. „Die Freizeitgrundstücke sollen alle weg, weil die neue Straße jetzt viel breiter werden soll, als es noch vor einem halben Jahr angekündigt wurde. Das liegt daran, dass der Untergrund nicht hält. Da ist ja nur Sumpf.“ Für ihn gibt es noch mehr Gründe, die gegen die geplante Zuwegung sprechen. „Ich habe den Nabu verständigt. Es sollen 80 Bäume gefällt werden. Und es gibt hier Tiere wie Rotbauchkröten, Laubfrösche und Schlangenarten, die alle auf der Roten Liste stehen, aber im Gutachten der Bahn gar nicht erwähnt werden.“
Die Anwohner wollen sich jetzt eine Rechtsanwältin nehmen und eine Sammeleinwendung gegen die Pläne der Bahn einreichen. Außerdem hoffen sie bei einer Unterschriftensammlung auf viel Unterstützung auch aus Bad Schwartau. Denn betroffen von dem Umweg seien ja unter anderem auch die beiden Ruderclubs des Leibniz-Gymnasiums und des Gymnasiums am Mühlenberg.
Und viele Menschen, die die Insel besuchen oder dorthin zur Arbeit fahren. „Der Nahverkehr ist ja auch ein Problem, jetzt müssen die Leute nur über die Bahnschienen und man ist an der Bushaltestelle. Später müssen die Leute am Tremser Teich aussteigen und dann die ganze Straße zu Fuß runterlaufen“, sagt Thomas Krämer von der Nord-Ost-Marina.
Die Bahn spricht sich derweil weiter gegen eine Brücke aus. Dass die Stadt Lübeck „eine solch große Brücke an einer vergleichsweise unbedeutenden Stelle“ nicht wünsche, sei nicht der eigentliche Grund für den Variantenentscheid. „Die Brücke hat den Nachteil, dass es eine ziemlich große und lange Brücke werden würde, da sie im Bereich der Gleise eine lichte Höhe von mindestens 6,20 Meter aufweisen müsste.
In Richtung der Teerhofinsel würde sich dadurch eine sehr lange Rampe ergeben, bis das bestehende Straßenniveau erreicht würde“, erklärt ein Bahnsprecher. Wegen der Lkw-Verkehre könne die Rampe auch nicht zu steil werden.
Das würde bedeuten, dass die Rampe an mehreren Grundstücken vorbeiführen würde und Anlieger der Seglervereine oder Kunden der Firma Marinetechnik noch mal auf der Insel wenden müssten, um schließlich zu ihrem Ziel zu gelangen.