Dass sie damit ein wenig Stockelsdorfer Feuerwehrgeschichte schreibt, ist ihr durchaus bewusst – doch besonders hervorheben will sie ihre Führungsposition nicht. „Feuerwehr ist nach wie vor eine Männerdomäne“, sagt Andrea Kaacksteen, die hauptberuflich bei einer Bank als Finanzberaterin arbeitet.
Der Führungsaufgabe in ihrem Heimatdorf, in dem sie schon aufgewachsen ist, sieht sie mit Gelassenheit, aber auch Respekt entgegen. „Natürlich hat man Manschetten, denn die Aufgabe ist mit viel Verantwortung verbunden und es kann auch heikle Einsätze geben“, sagt die 50-Jährige, die besonders die gute Kameradschaft in Feuerwehrkreisen schätzt. Aktives Mitglied bei der Feuerwehr ist sie seit 2009. „Ich wollte zeigen, dass wir im Feuerwehrmusikzug auch helfen können“, berichtet Andrea Kaacksteen, die keine Berührungsängste zur Einsatzabteilung hatte. Schließlich kommt sie aus einer feuerwehraffinen Familie. „Mein Vater war auch mal stellvertretender Ortswehrführer hier“, erzählt sie. „Bei uns zu Hause gab es zudem die ein oder andere Feuerwehrsitzung und die Sirene ist immer noch auf unserem Dach.“ Bereits Anfang des Jahres war Kaacksteen zur stellvertretenden Gemeindewehrführerin in Stockelsdorf gewählt worden.
Dass sie so viel Vertrauen genießt, kommt nicht von ungefähr. „Es wird schon darauf geachtet, was man auf den Schultern hat“, sagt Andrea Kaacksteen, die mittlerweile Kraft ihrer Ämter auch den Rang der Oberbrandmeisterin erreicht hat. Jüngst hat sie einen zweiwöchigen Zugführer-Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule in Harrislee absolviert. „Auch da war ich die einzige Frau unter 14 Männern“, berichtet Kaacksteen, die aber durchaus Veränderungen wahrnimmt. Bei Eintritt in die Einsatzabteilung in Obernwohlde war sie die einzige Frau. Inzwischen sind drei der 32 aktiven Mitglieder weiblich. „Im benachbarten Krumbeck sind sogar schon um die acht Frauen in der Wehr.“ Die Zahl der Frauen, die sich bei der Feuerwehr engagieren, steigt in der Tat stetig. Von den derzeit 4237 Mitgliedern der Einsatzabteilung, die in 121 Feuerwehren im Kreis Ostholstein aktiv sind, sind 627 weiblich.
„Die Zahl der Frauen steigt kontinuierlich“, sagt Dirk Prüß, Geschäftsführer beim Kreisfeuerwehrverband Ostholstein. „Allerdings in recht kleinen Schritten. Vor fünf Jahren waren 12,3 Prozent der Einsatzkräfte weiblich. Nun sind es 14,8 Prozent.“Ob dieser Zahlen ist es nicht weiter verwunderlich, dass bislang nur sehr wenige Frauen Verantwortung in der Feuerwehr übernehmen. Laut Kreisfeuerwehrverband gibt es derzeit kreisweit fünf Wehrführerinnen. Andrea Kaacksteen will durchaus einen Beitrag dazu leisten, dass die männerdominierte Feuerwehr weiblicher wird. „Ich bin eine Freundin klarer Worte und sage, wenn mir etwas nicht passt. Bei mir macht aber auch der richtige Ton die Musik.“
Nach wie vor steht sie an der Spitze des Feuerwehrmusikzuges mit 14 Mitgliedern. Neben Mitgliederwerbung wird sie als Ortswehrführerin ihren Fokus auf Ausbildungs- und Übungsangebote legen. „Nur wenn es diese gibt, bleiben uns Neumitglieder dauerhaft erhalten.“