„15.000 Euro pro Jahr kostet derzeit allein die Reinigung“, sagt Dennis Wiese, Leiter des Bad Schwartauer Ordnungsamtes. „Dazu kommen die Kosten für neue Schilder, falls die Sticker Beschädigungen hinterlassen.“ Denn das Problem sind die Lösungsmittel, die für die Entfernung nötig sind. Durch sie wird häufig die reflektierende Folie des Verkehrszeichens in Mitleidenschaft gezogen.
Auch Stockelsdorf kennt die Thematik. Eine Rundfahrt durch die Gemeinde zeigt: Ein großer Teil der Sticker lässt einen Rückschluss auf Fangruppierungen des VfB Lübeck zu. „Wenn Derbys anstehen, dann merken wir das deutlich“, sagt Bauhofleiter Oliver Grätz. „Aber Gott sei Dank sind meistens keine Verkehrsschilder bei uns betroffen.“
Beklebt werden stattdessen Ampeln, Pfosten, Mülleimer oder Spielgeräte. Das gesamte Team von Oliver Grätz ist mit geschultem Blick unterwegs. „Wer einen Sticker sieht, macht ihn direkt ab. Das funktioniert ganz gut.“ Das nämlich sei das Geheimnis. „Wenn sie frisch sind, gehen die Sticker gut ab. Wenn sie durchgehärtet sind, ist es schwerer und der Schaden größer.“
Nicht nur innerorts, sondern auch an Bundesstraßen und Autobahnschildern sind die Sticker zu sehen. Betroffen seien besonders einzelne Dörfer, in denen regelmäßig alle erreichbaren Schilder beklebt oder besprüht werden, sagt der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr. „Der Arbeitsaufwand und die verbundenen Kosten sind ein großer Störfaktor und die Arbeiten halten unnötig lange auf.“ Am Ende schlagen pro Stunde 23 Euro für die Entfernung zu Buche. Hilfreich sei, dass neuerdings Schilder mit einer speziellen Folie beschichtet werden. Darauf setzt Bad Schwartau, auch wenn die Anschaffung teurer ist. Der Vorteil ist, dass die Beschichtung so perforiert ist, dass sie den Sticker nicht voll haften lässt. Trotzdem bleibt der Aufwand.
Der VfB Lübeck will das Problem intern aufgreifen und künftig über einen Hinweis an seine Fans nachdenken. Denn auch der neue Vorstandsvorsitzende Dieter Gudel hat bereits bemerkt, dass Sticker und Aufkleber vielfach auf öffentliches Eigentum geklebtwerden. Dabei handele es sich zum einen um Werbeprodukte des Vereins und zum anderen um Produkte, die von Fangruppierungen in Umlauf gebracht würden.„Ich halte es aber bei jedem Aufkleber – auch außerhalb unserer Fußballblase – für selbstverständlich, dass der Verwender differenziert, ob er eine Sachbeschädigung begeht oder nicht“, sagt Gudel. Man habe ein Auge darauf, ob es sich bei den produzierten Aufklebern um diskriminierende oder beleidigende Inhalte handele. Auch die Polizei kennt die Problematik. Neben dem VfB Lübeck hätten die Aufkleber häufig einen Bezug zum HSV. „Es handelt sich um ein bundesweites Phänomen“, sagt Polizeisprecher Ulli Fritz Gerlach.
Grundsätzlich sei das Bekleben von Verkehrsschildern eine Sachbeschädigung und eine Ordnungswidrigkeit im Sinne der Straßenverkehrsordnung. Werden Warn- oder Verbotszeiten unkenntlich gemacht, dann kommt sogar ein Missbrauch von Notrufen und Beeinträchtigung von Unfallverhütungs- und Nothilfemitteln nach dem Strafgesetzbuch in Betracht. 29 Fälle wurden 2023 in Ostholstein angezeigt Gerlach betont aber auch, dass von einer hohen Dunkelziffer auszugehen sei.