2023 wies die Statistik der Polizeidirektion Lübeck für Ostholstein 88 Motorradunfälle mit 78 Verletzten und sechs Getöteten aus. Laut Polizei hat die Unfallursache in circa 60 Prozent bei den Kradfahrern gelegen. Eine Vielzahl der Unfälle habe sich in der Saison zwischen Mai und September ereignet, teilt Polizeisprecher Ulli Fritz Gerlach mit. Diese Anzahl liege im Fünf-Jahres-Vergleich auf einem ähnlichen Niveau.
Markus Wiepert (47) aus Eutin ist seit 19 Jahren Fahrlehrer, er selbst fährt Motorrad, seitdem er 20 Jahre alt ist. Als häufigste Ursache für Zweirad-Unfälle nennt er „die mangelnde Verständigung zwischen Motorrad- und Autofahrern“. Aufgrund ihrer kleinen Silhouette seien Motorradfahrer schlecht zu sehen. „Das macht es für Autofahrer schwer, Entfernung und Geschwindigkeit einzuordnen“, sagt Wiepert. Leider beachteten die meisten Autofahrer auch unmittelbar nach der Fahrschulzeit die Regel Spiegel, Blinker, Schulterblick nicht mehr. „Motorradfahrer wiederum vergessen, dass Autofahrer sie schlecht einschätzen können“, sagt Weipert. Bei ihnen könne auch ein Freiheitsgefühl, das Genießen von Geschwindigkeit und Beschleunigung zu Leichtsinn führen.
„Die Unfallstrecke für Motorradfahrer in Ostholstein gibt es nicht“, sagt Gerlach. Allerdings habe die Polizei im vergangenen Jahr eine Häufung im Bereich Neustadt (acht Unfälle), auf Fehmarn (sieben) und in der Gemeinde Stockelsdorf (sechs) festgestellt. Im Jahr 2022 registrierte sie lokale Häufungen im Bereich Scharbeutz (sieben Unfall-Orte) und in der Gemeinde Ahrensbök (sechs). „Zusammenhänge sind aber nicht ersichtlich“, sagt der Sprecher.
„Grundsätzlich sind die Straßen voller geworden“, sagt Jürgen Kowski von den Motorradfreunden Grube. „Je mehr Fahrzeuge unterwegs sind, desto mehr Unfälle passieren. Und für Motorradfahrer gibt es immer ein erhöhtes Risiko, in Unfälle verwickelt zu werden.“ Die Fahrer seien schwieriger zu sehen und würden unterschätzt. Wie die Polizei rät auch er als langjähriger Biker, eine gelbe Warnweste zu tragen. „In Gruppen sollten das auf jeden Fall der erste und der letzte Fahrer tun“, sagt er. Unerlässlich sei vorausschauendes Fahren. Als große Gefahrenquellen für Motorradfahrer nennt Kowski „das Abbiegen vorausfahrender Autos ohne zu blinken und ein Bremsen aus dem Nichts heraus“.
Rainer Pregla schildert die Empfehlungen des ADAC, die sich mit denen der Polizei decken: „Motorradfahrer sollten sich gut auf die Saison vorbereiten, sich um ihre persönliche Fitness kümmern und alle Manöver gut beherrschen.“ Er rät zu Fahrsicherheitstrainings, um das Verhalten in Kurven und beim Bremsen zu üben. „Motorradfahrer müssen möglichst die Fehler der anderen mitdenken“, sagt der Sprecher des ADAC Schleswig-Holstein.
Dafür, dass es aktuell vermehrt Unfälle gegeben hat, könnten laut ihm die wechselhaften Wetterbedingungen mitverantwortlich sein. „Mal ist es heiß, dann gibt es Starkregen. Da können Fahrbahnen, die eben noch gut zu handeln waren, plötzlich zu Rutschbahnen werden.“