„Es war schwer für mich mit der Ablehnung umzugehen“, sagt Lara Kürschner. 20 bis 30 Praxen habe sie abtelefoniert, bis es zum Erstgespräch kam. „Das war jedes Mal auch mit Angst verbunden, ich war unsicher, ob meine Probleme schlimm genug waren. Dabei handelte es sich um eine Depression“. Lara ist 27 Jahre alt, Humanmedizinstudentin und Gründerin von „InMotion e.V.“ – einem Verein, der den Weg, den Lara und viele andere Menschen gehen mussten, vereinfachen möchte. Das Lokalkonzept soll Lübeckern jeden Alters Unterstützung bei der Therapieplatzsuche leisten. In sechswöchigen Kursen vermittelt „InMotion“ außerdem Basiswissen zum Thema Emotionen, Werte und Selbsthilfe. „Das ist natürlich kein Therapieersatz, aber ein erleichterter Einstieg für Personen, die noch Schwierigkeiten haben sich mit der eigenen Psyche zu befassen oder keinen Therapeuten finden“, erklärt die Gründerin. Sollte der Bedarf nach weiterer fachgerechter Unterstützung bestehen, hat der Verein Zugang zu Vermittlungsangeboten anderer Träger wie dem Sprungtuch e.V. oder KISS Lübeck. „Letztendlich wollen wir eine Anlaufstelle für Hilfesuchende schaffen und die Beschäftigung mit der Psyche normalisieren“, sagt die Studentin.
Auch woanders ist die Bewegung sichtbar. Sätze wie „in my healing era“ durchlaufen die Social Media-Welt. Dass ein Besuch am Meer oder ein warmes Bad keine ernsthafte psychische Beschwerde heilen kann, sollte dabei jedem bewusst sein. Und doch schafft der „Trend“ eines: Bewusstsein und Sensibilisierung gegenüber psychischen Krankheiten.
Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Rund 20 Wochen beträgt die aktuelle Wartezeit bis zum Therapiebeginn in vertragsärztlicher Versorgung.