Der Begriff steht für elektronische Zigaretten, die anstelle des Tabaks meistens eine nikotinhaltige Flüssigkeit – auch Liquid genannt – enthalten. Beim Rauchen wird sie über ein batteriebetriebenes Heizelement erwärmt und verdampft. Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Daniel Drömann sowie Prof. Folke Brinkmann, Lungenexpertin aus der Lübecker Uni-Kinderklinik, baute Franzen dabei das Forschungsvorhaben noch zu einem Aufklärungskonzept an Schulen aus.
Mit der Folge, dass nun aktuelle Daten von insgesamt 977 Schülerinnen und Schülern zu ihrem Konsum von Nikotinprodukten vorliegen. Mitgemacht haben die Emanuel-Geibel-Schule, das Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium sowie die Grund- und Gemeinschaftsschule Sandesneben. Die Auswertung stehe zwar gerade erst am Anfang – „aber eins zeichnet sich schon ab. Die ersten Ergebnisse lassen uns hellhörig werden und sollten uns wachrütteln“, sagt der Wissenschaftler. Denn E-Zigaretten seien häufig der Einstieg in eine Nikotin-Abhängigkeit.
„So sehen wir anhand der Rückläufer-Fragebögen, dass insbesondere die jungen Dampfenden und Rauchenden, die früh Nikotin konsumieren, davon nur sehr schwer wieder loskommen“, sagt Franzen. „Zudem legen die Daten nahe, dass wir den Anteil der jugendlichen Konsumenten bisher unterschätzt haben.“
So hätten bisherige Studien ergeben, dass rund 24 Prozent schon mal die Produkte genutzt haben, und sechs bis sieben Prozent seien dabei geblieben. „Unsere Untersuchung in der Schwerpunkt-Altersgruppe 14 bis 17 Jahre hat aber wesentlich höhere Zahlen zutage gefördert. 43 Prozent, die es mal genutzt haben, und rund 18 Prozent, die es regelmäßig nutzen“, erklärt der UKSH-Oberarzt. „Die Unterschiede zwischen heranwachsenden Jungen und Mädchen fallen dabei eher gering aus.“
Durch das Angebot der E-Zigaretten schaffe man folglich eine neue Generation an Abhängigen, schlussfolgert Franzen. Und das Fatale sei, dass speziell durch die Vermarktungsstrategien diese Produkte eine deutlich höhere Attraktivität als konventionelle Zigaretten haben, ohne dass die Schädlichkeit hervorgehoben werde.
„Wir waren auf die Thematik schon zuvor aufmerksam geworden, weil wir in der bundesweiten Statistik gesehen haben, dass der Gebrauch dieser sogenannten Vaporizer unter Jugendlichen und Erwachsenen nach der Corona-Pandemie deutlich angestiegen ist und die gesundheitlichen Konsequenzen dieses Verhaltens zukünftig nicht nur auf uns Ärzte zukommen werden“, sagt der Mediziner.
Zwar ist über die Folgen des Dampfens bisher wenig bekannt, weil die Produkte noch relativ neu sind. Risiken ergeben sich jedoch aus dem Nikotin, den Verneblungs-, Wirk- und Zusatzstoffen sowie möglichen Verunreinigungen, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung, kurz BfR.
Weitere bisherige Ergebnisse aus dem Lübecker Projekt: Die Schülerinnen und Schüler konsumieren häufiger und regelmäßiger Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, wenn die eigenen Eltern rauchen. Zudem konnte eine Korrelation von der Nutzung sozialer Medien und dem Konsum von Nikotin-Produkten festgestellt werden. Das Vapen wurde zudem häufiger genutzt als herkömmliche Nikotinprodukte.
Dr. Tobias Rüther, der an der Uni München die Tabakambulanz leitet und mit den Lübecker Forschern kooperiert, weist in diesem Zusammenhang auf eine äußerst problematische Entwicklung hin: „Die neuen Nikotinprodukte werden mehr und mehr auf hohe und schnelle Nikotinabgabe getrimmt. Im Rahmen einer eigenen Studie haben wir herausfinden können, dass das Nikotin in den neuen ‚Elf Bar Vapes‘ genauso schnell anflutet, also süchtig macht, wie Nikotin in Tabak-Zigaretten.“
Für Dr. Klaas Franzen ist daher klar: „Letztendlich geht es der Tabakindustrie darum, das Geschäftsmodell Nikotin weiter leben zu lassen und nur zu verlagern.“ Deshalb sei es an der Zeit, dass sich auch mal die Politik mit regulativen Maßnahmen beschäftige. Der engagierte Lübecker Mediziner möchte jedenfalls – zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen – weiter Aufklärungsarbeit unter dem Namen „Schule * Vape * Wissenschaft“ leisten. „Gespräche mit dem Gesundheitsministerium in Kiel laufen deswegen schon, und an eine Zusammenarbeit mit dem Lübecker Offenen Labor, kurz Lola, an der Uni ist auch gedacht“, sagt Franzen. Informationen über Risiken seien wichtig, da gerade in jungen Jahren schädliche Substanzen die Hirnentwicklung massiv beeinträchtigen könnten.