Die Pläne der Deutschen Bahn sehen vor, dass von den rund 30 Hektar Wald im Kuhbruch, Kuhholz und Mönchkamp zunächst elf Hektar gerodet werden müssen. Ein Großteil der Flächen wird als Zufahrt zur Baustelle und als Lagerplatz benötigt. Sieben Hektar sollen später wieder aufgeforstet werden, vier Hektar bleiben waldfrei. Doch der wertvolle Stadtwald in Bad Schwartau mit über 200 Jahre alten Buchen und Eichen sowie 30 verschiedenen Baumarten werde den Eingriff langfristig nicht überleben. „Ohne den Schutz des Waldsaumes wird der Rest des Waldes in sich zusammenfallen“, warnte Tybussek.
Aussagen, die auch die technische Projektleiterin Jutta Heine-Seela betroffen machten. „Wenn man diesen Vortrag gehört hat, möchte man am liebsten im Boden versinken“, sagte Heine-Seela. Sie kündigte an, künftig noch enger mit den Forstexperten zusammenarbeiten zu wollen. „Unser Ziel wird es sein, vielleicht andere Flächen zu finden und so den Eingriff zu minimieren.“ Heine-Seela stellte zudem in Aussicht, Ersatzwaldflächen möglichst im Stadtgebiet zu schaffen. Umweltbeirat Rudolf Meisterjahn kündigte an: „Wir kämpfen um jeden Baum, der unsere grüne Stadt prägt.“
Entsprechend wird sich Bad Schwartau weiter gegen die bestehende Pläne der Bahn wehren, dass sämtlicher Verkehr auf der Bestandstrasse quer durch das Stadtgebiet verläuft. Die größten Hoffnungen als Alternativstrecke werden dabei auf die X-Trasse gesetzt. Diese Variante wurde von den Vertretern der Bahn allerdings als wenig aussichtsreich abgetan und sollten an diesem Abend eigentlich auch kein Thema sein. Projektleiterin Heine-Seela: „Wir sollten uns lieber mit unseren Planungen beschäftigen.“
Die X-Trasse werde allerdings im Zuge des Planfeststellungsverfahrens ergebnisoffen geprüft, sagte Bahn-Sprecher Peter Mantik. Er warnte zugleich davor, dass diese Lösung auch für Bad Schwartau schlecht ausgehen könne. „Wenn die X-Trasse kommt, dann geht der ganze Lärmschutz nach Dänischburg, und Bad Schwartau geht leer aus“, sagte Mantik und sorgte so bei den Anwesenden für Unmut.
Bernhard Schmidt aus dem Bauamt bezeichnete diese Aussage als „reinen Populismus“. Die langjährige Kommunalpolitikerin Ellen Brümmer: „Wenn man die Aussage von Herrn Mantik hört, kann man sich nicht vorstellen, dass ergebnisoffen geprüft wird.“ Die Ankündigung Bad Schwartaus, die geplante Trassenführung noch einmal rechtlich prüfen zu lassen, sorgt nicht nur bei der Bahn für Unmut.
Die alternative Route würde nämlich im Gegenzug Mensch und Natur in Lübeck-Dänischburg sowie Ratekau mehr belasten.Nach der jüngsten Kritik von Ratekaus parteilosem Bürgermeister Thomas Keller („Das ist kein fairer Umgang miteinander.“) kommt nun auch Gegenwind aus Lübeck. „Lübeck ist bereits jetzt deutlich stärker vom steigenden Güterverkehr auf der Fehmarnbelttrasse betroffen als jede andere Kommune“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Eine nochmalige Verlagerung der Verkehre auf unsere Kosten werden wir keinesfalls akzeptieren.“In Sachen X-Trasse schenkte Förster Tybussek den Anwesenden reinen Wein ein. Auch bei dieser Streckenführung, die das Naturschutzgebiet Sielbektal betrifft, werden Waldflächen zerstört. „Die Waldflächen, die verschwinden, dürften sogar größer sein als in Bad Schwartau“, sagte Tybussek. „Es ist die Entscheidung zwischen Pest und Cholera.“