Recht konkrete Pläne dafür wurden der Politik in 2016 schon vorgestellt. Ein Architekturbüro präsentierte ein Konzept zur Nutzung als Haus der Begegnung – mit Touristinfo, ein Bürgerservice mit sämtlichen Beratungsstellen, Platz für Vereine, ein Trauzimmer, das Museum, zudem Raum für Kunst, Kultur und Projekte sowie Gastronomie. Ob der damals prognostizierten Kosten von rund 5,8 Millionen Euro trat die Politik auf die Bremse. Inzwischen gab es jede Menge Veränderungen: Katrin Engeln hat Uwe Brinkmann als Bürgermeisterin abgelöst. Akbar Nassery hat den Posten des Bauamtsleiters von Thomas Sablowski übernommen. Die Mehrheitsverhältnisse und Zusammensetzung in der Stadtvertretung haben sich maßgeblich verändert. Und bedingt durch die Corona-Pandemie blieben ohnehin viele Planungen und Projekte zwei Jahre lang auf der Strecke.
Nun wird ein neuer Versuch gestartet. Die Bürogemeinschaft Tollerort, Dau-Schmidt und Meyer-Steffens sind beauftragt, ein Nutzungskonzept unter Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten vorzubereiten und zu begleiten. Der Prozess zur Entwicklung eines neuen Konzepts unter Beteiligung der Bürger sowie einer Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung, Jugendbeirat, Kultur, Vereinen, Gewerbe und auch Anwohner ist auf ein Jahr ausgelegt. Eine erste Bürgerbeteiligung ist für Montag, 1. Juli, in der Krummlandhalle von 18 bis 21 Uhr vorgesehen.
„Beteiligung heißt nicht: Wünsch Dir was. Es gibt Rahmenbedingungen, die müssen räumlich und auch wirtschaftlich umsetzbar sein.“ So erklärte Anette Quast vom Büro Tollerort entwickeln & beteiligen nun im Hauptausschuss das Vorgehen in den nächsten Wochen und Monaten. Ziel sei es, im Mai 2025 ein Nutzungskonzept in der Stadtvertretung Bad Schwartau vorzustellen.
Die Konzeptentwicklung sei eine große Herausforderung, denn das Gebäude habe nicht nur eine besondere Bedeutung für die ganze Stadt. „Es gibt da einige Spannungsfelder wie Barrierefreiheit und Denkmalschutz“, sagte Quast. Ferner sei die innere Struktur der Immobilie nicht einfach. „Die Flure sind breit und die Räume im Verhältnis klein. Welche Spielräume bleiben da in einem denkmalgeschützten Gebäude?“
Bei der Konzeptentwicklung werden auch sämtliche Erhebungen und vorherige Planungen miteinfließen. „Wir haben von der Verwaltung jede Menge Unterlagen bekommen“, erklärte Quast. Bürgermeisterin Engeln setzt große Hoffnungen in die Ideenwerkstatt unter dem Motto „Aufbruch am Markt“. „Das alte Amtsgerichtsgebäude prägt unseren Marktplatz und damit unsere Innenstadt. Welche Ausstrahlung soll das Haus künftig haben? Denn das hat Einfluss auf die Entwicklung unserer gesamten Stadt. In diesem Sinne freue ich mich sehr über rege Beteiligung an diesem wichtigen Projekt“, sagt die Bürgermeisterin. Zumal die Plätze für die Arbeitsgruppe im Rahmen der Ideenwerkstatt vergeben werden. Der Arbeitsgruppe kommt bei dem Prozess eine Schlüsselrolle zu. Quast: „Die Gruppe ist quasi Anwalt des Verfahrens.“
Für die fachliche Begleitung durch erfahrene Planer, die unter anderem auch das Konzept für das ehemalige Amtsgericht Bad Oldesloe zum Kultur- und Bildungszentrum mit begleitet haben, ist gesorgt. Aktuell residieren vorübergehend die Städtischen Betriebe mit ihren Büros in dem denkmalgeschützten Gebäude. Zudem sind Teile des Museums in der Immobilie eingelagert, und auch das Stadtarchiv ist dort untergebracht.