„Ein großes Problem ist, wenn ältere Menschen bei der Hitze zu wenig trinken“, sagt die Eutiner Hausärztin Anne Schluck. Die Senioren trockneten langsam aus, ihnen werde schwindelig, es bestehe die erhöhte Gefahr, dass Herz oder Nieren versagen oder es zu Schlaganfällen kommt. „Und es kommt auch in Folge des Schwindels oder der Verwirrung vermehrt zu Stürzen“, berichtet Schluck.
Sie empfiehlt, ältere Familienmitglieder an das Trinken zu erinnern. „Dabei sollte man eher lauwarmes und kein kaltes Wasser trinken“, erklärt Schluck. Ein Tipp, den kaum einer kennt: jeden Tag auf die Waage steigen. Die Ärztin: „Wenn ein warmes Lüftchen weht, merkt man manchmal gar nicht, wie viel Wasser man heimlich verliert, und plötzlich ist man ein Kilo leichter.“ Zudem sei es wichtig, auf seinen Urin zu achten. „Wenn der dunkel ist, dann gleich zwei Gläser Wasser trinken“, empfiehlt die Ärztin.
In der Wohnung solle man außerdem immer einen Raum als Rückzugsort kühl halten, in dem man nachts lüftet und dann die Rollläden herunterlässt. Als Medizinerin empfiehlt sie älteren Menschen vor allem, immer mit dem behandelnden Arzt über die Medikamente zu sprechen. „Bei einigen verändert sich die Wirkung bei Hitze.“
Da Schluck zunehmend Patienten mit Hitze-Beschwerden verzeichnet, hat sie als Vorsitzende des Ärztenetzwerks Eutin-Malente vor wenigen Wochen zum ersten Hitzesymposium in Ostholstein eingeladen. Kitas, Schulen, Pflegeheime, Gesundheitsamt und Bürgermeister kamen zusammen. „Eine Idee ist es, im Pflegebereich sogenannte Hitzebuddies zu finden.“ Das sind Ehrenamtler, die an Hitzetagen in die Pflegeheime gehen und das Personal unterstützen, in dem sie die Bewohner an das Trinken erinnern. Allein mit dem Personal sei das nicht zu schaffen.
Die Kleinsten müssen besonders geschützt werden. „Je kleiner, desto schwieriger, Kinder haben weniger Körperoberfläche, können nicht so viel wegschwitzen und überhitzen schneller“, sagt Anne Schluck. Zudem hätten Kinder ein größeres Risiko für Sonnenstiche. Beispiel Strandbesuch: „Kinder wollen oft nicht eingecremt werden, krabbeln in die Sonne. Wenn Erwachsene sich schlapp in den Schatten setzen, rennen Kinder oft weiter“, weiß die Ärztin. Dabei ist Überhitzung lebensgefährlich. „Wenn die Kinder rot sind, sollte man die Temperatur messen. Wenn sie sich übergeben, dann sofort ins Krankenhaus fahren.“ Mit kleinen Kindern sollten Eltern nicht in die pralle Sonne, sie sollten eingecremt im Schatten spielen, einen Hut aufsetzen und luftige Kleidung tragen.
Größere Kinder sollten nicht in der Mittags- oder Nachmittagshitze toben oder draußen Sport machen. Schluck: „Schul- oder Vereinssport darf nicht bei über 30 Grad gemacht werden, das ist sehr gefährlich und kann tatsächlich schnell zu einem Hitzekollaps und im Extremfall sogar zum Tod führen.“
Bei den Haustieren sollte vor allem auf Hunde aufgepasst werden. „Katzen sind wärmeaffin und ziehen sich auch von allein zurück“, erklärt Dr. Herbert Lüttgenau von der Tierklinik Neustädter Bucht in Sierksdorf. Hunde hingegen sind aus mehreren Gründen noch gefährdeter als Menschen. „Hunde haben nicht wie Menschen Schweißdrüsen und können die Hitze nur übers Hecheln loswerden. Wir haben immer mal wieder Hunde mit einem Hitzschlag, die dann auch schnell versterben können“, sagt der Tierarzt. Besonders gefährdet seien kurznasige Hunderassen, nordische Hunderassen mit dichter Unterwolle, Hunde mit viel Fell und vor allem mit dunklem Fell. „Das absorbiert die Hitze stärker.“
Der Tierarzt rät: „Lassen Sie Hunde bei Sonnenschein nie im Auto, selbst wenn es gefühlt nur 18 Grad sind.“ Zudem sollten auch Hunde bei Hitze keinen Sport wie Agility oder Joggen machen. „Was viele auch nicht bedenken, ist, dass Hunde ja keine Schuhe haben. Wir haben immer mal wieder Hunde mit Brandblasen, weil sie auf aufgeheiztem Asphalt gelaufen sind“, berichtet Dr. Lüttgenau. Das Gassigehen sollte an Hitzetagen am besten frühmorgens oder spätabends erfolgen. Das ist für beide besser: Mensch und Tier.