Im Nebenraum werden bereits Kisten mit Obst, Gemüse und Backwaren zusammengestellt. Vor der Tür warten indes die ersten Kunden – teilweise seit Stunden. „Vieles hat sich über die Jahre verändert, aber bestimmte Dinge sind gleichgeblieben“, berichtet Betty Kloss. Die 77-Jährige gehört mit Hildegard Engelbrecht (88) zum Tafel-Team der ersten Stunden. Seit 25 Jahren sind sie dort ehrenamtlich aktiv.
Angefangen hat alles 1999. Damals ging die Tafel, die bis heute unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt Bad Schwartau agiert, mit einer handvoll Ehrenamtlichen an den Start. Die Stadt Bad Schwartau unterstützte die Initiative und stellte kostenlos Räumlichkeiten in der gemeindeeigenen Immobilie in der Mühlenstraße 27 zur Verfügung. „Ein zunächst idealer Ort“, berichtet Betty Kloss. Schließlich galt es zunächst, nur 16 bedürftige Familien mit Lebensmitteln zu versorgen. Die entsprechenden Waren holten Kloss und Engelbrecht damals selbst mit einem Kastenwagen der Awo in zwei Ahrensböker Supermärkten ab. „Das wäre heute absolut undenkbar“, sagt Hildegard Engelbrecht.
Zum einen ist der Bedarf an Lebensmitteln enorm gestiegen. Mittlerweile versorgt die Tafel Bad Schwartau 260 Haushalte – darunter auch Kunden aus Ratekau und Stockelsdorf. Zum anderen gab es die vielen Auflagen bezüglich Hygiene und Kühlkette nicht. Entsprechend arbeitet die Bad Schwartauer Tafel in ihrem nach wie vor knapp 90 Quadratmeter großen Domizil in der Mühlenstraße am absoluten Limit. „Wir mussten eine der zwei Toiletten bereits schließen, um dort eine Kühlzelle einbauen zu lassen“, berichtet Kloss. Aus den ehemals zwei Supermärkten, die für die Tafel Waren zur Verfügung stellten, sind mittlerweile 20 Geschäfte und Bäckereien geworden. Mit zwei Kühltransporten werden werktags zwei Strecken abgefahren und Waren abgeholt – rund 70 Kisten.
Ob der beengten Verhältnisse ist die Arbeit für die rund 35 ehrenamtlichen Helfer der Tafel eine besondere Herausforderung. „Es ist ein Balanceakt. Wir stolpern regelmäßig über Kisten, weil es hier an Platz fehlt“, berichtet Hildegard Engelbrecht, die wie Betty Kloss selbst auch von der Tafel profitiert – natürlich nicht materiell. „Wir haben eine Aufgabe, die wichtig ist und unser Leben bereichert.“ Dank und Anerkennung für die ehrenamtlichen Tafel-Helfer sei bei den Kunden sehr unterschiedlich ausgeprägt. Betty Kloss und Hildegard Engelbrecht, die unlängst für ihren ehrenamtlichen Einsatz die Ehrennadel Ostholsteins erhalten haben, denken aber lieber an die vielen positiven Ereignisse. So hängt in dem kleinen Büro der Tafel auch ein kleiner handschriftlicher Postkarten-Gruß zu Ostern: „Ich bin so dankbar, dass sie mich unterstützen.“
Auf Unterstützung der Stadt Bad Schwartau hofft das Tafel-Team nun auch, um ein neues Domizil beziehen zu können. Handlungsbedarf hat unlängst das Gesundheitsamt des Kreises Ostholstein angemahnt. Die bundesweiten Hygiene-Leitlinien der Tafeln werden zwar laut Gesundheitsamt eingehalten, aber die Bestandssituation werde nicht mehr dauerhaft toleriert, teilte der Kreis bereits vor rund drei Jahren mit. Ob der schlechten räumlichen Situation ist es zudem schwierig, neue ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. Kloss: „Die brauchen wir, denn die Tafel-Crew ist überaltert und es wird – so wie es ist – nicht ewig weiterlaufen können.“