Entsprechend groß war das Interesse am Montagabend bei der Informationsveranstaltung der Deutschen Bahn. Ob des großen Andrangs mit mehr als 500 Interessierten mussten die beiden Veranstaltungsorte Krummlandhalle und ESG-Mensa noch um die benachbarte Sporthalle erweitert werden. Der souveräne Moderator Tim Huß: „Das Interesse ist unfassbar hoch.“
Die Stimmung war erwartungsgemäß aufgeheizt. Mitglieder des Umweltbeirats stellten Plakate mit „Unser Wald muss bleiben“ oder „Die Hütte brennt – daher ein 7-Meter-Trog“ auf. Und für den Satz „Unser Ziel ist, dass die Menschen entlang der Strecke weiter auf der Terrasse sitzen können und es nicht lauter sein wird als heute“ erntete Frank Limprecht, Leiter der DB-Infrastrukturprojekte Norddeutschland, eingangs höhnisches Gelächter.
Bei der anschließenden Präsentation der Pläne, die einen Lärmschutz von rund 100 Millionen Euro beinhaltet – ging es allerdings deutlich ruhiger zu. Auf der Leinwand wurden Visualisierungen von der geplanten Ortsdurchfahrt gezeigt. Zu sehen waren unter anderem ein neues Brückenbauwerk über den 3,20 Meter tiefen Trog mit einer Galerie-Lärmschutzwand an der Kaltenhöfer Straße. „Dafür müssen das alte Stellwerk und die ehemalige Gaststätte Marienholm fallen“, erklärte der stellvertretende Projektleiter Bernd Preußner.
Gravierende Veränderungen gibt es auch am Bahnhof – dort wird es ein drittes Gleis geben. Ein Mittelbahnsteig soll errichtet und eine Zuwegung über eine Rampe mit Brückenbauwerk nebst Aufzug erfolgen. Die Bahnübergänge an Elisabethstraße und Teerhofinsel werden geschlossen. Im Zuge der Ortsdurchfahrt werden 4,2 Kilometer Lärmschutzwände mit einer Höhe von zweieinhalb bis acht Metern errichtet.
Die Reaktion der Besucher auf die Ausführungen waren eindeutig. „Ich bin erschüttert. Hier gehen 20 Hektar Wald verloren. Bad Schwartau bekommt einen Kahlschlag“, sagte Umweltbeirat Rudolf Meisterjahn. Vorstands-Kollege Michael Thole echauffierte sich darüber, dass die Visualisierungen viel Grün zeigen auf Flächen, wo eigentlich noch Häuser stehen. Antje Greve: „Bad Schwartau verliert seine DNA und das ist die Natur.“ Michael Weber: „Die Anwohner gucken direkt auf eine Wand. Menschlich gesehen, ist das völlig daneben.“ Janine Korczak, Leiterin Umweltschutz seitens der Bahn, beschwichtigte, dass laut Plan lediglich vier Hektar Wald verschwinden werden. Doch Förster Karsten Tybussek erläuterte, dass langfristig sehr wohl viel mehr Forstfläche vernichtet werde. „Wenn der Waldrand verschwindet, hat der Wald dahinter keine Zukunft mehr. Es wird den Verlust des ganzen Waldes geben“, berichtete Tybussek.
Für schlechte Stimmung sorgte zudem Bernhard Schmidt aus dem städtischen Bauamt. Er monierte, dass die Bahn nicht die ganze Wahrheit sage. „Sie betreiben Schönfärberei“, erklärte Schmidt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Planer verschweigen, dass die Zahl der Erschütterungs-Schutzfälle in Bad Schwartau nicht wie vor Jahren angekündigt bei 20 Häusern liege, sondern bei 200. „Die Lösung für Bad Schwartau ist noch nicht gefunden. Alles mus neu auf den Tisch“, sagte Schmidt und bekam dafür viel Applaus. Auch die Stadtvertreter Thomas Podella (WiBS), Wolf-Rüdiger Traß (WBS) oder Cedric Pietsch (CDU) sprachen sich für eine grundsätzliche Überprüfung der Trassenführung aus.
Ob des enormen Rede- und Diskussionsbedarfs plant die Bahn eine weitere große Infoveranstaltung in den nächsten vier Wochen. Zudem kommt am Mittwoch, 14. Mai, und Sonnabend, 25. Mai, ein Info-Mobil der Deutschen Bahn jeweils von 9 bis 13 Uhr auf den Wochenmarkt.