Fischer ist Vorsitzender des Seniorenbeirats Stockelsdorf und hat mit seinen Vorstandskollegen die Demo auf den Weg gebracht. Udo Ehmke, Vorsitzender des Seniorenarbeitskreises der IG Metall Lübeck-Wismar, unterstützte ihn dabei. Ihr Aufruf wurde von etlichen Rentnern gehört, nach LN-Schätzungen waren es etwa 500, die sich nach der Kundgebung auf dem Münzplatz auf den Weg zu einem Rentnerspaziergang durch Stockelsdorf machten. Die Polizei schätzte dagegen 150 Teilnehmer.
Rein praktische Erwägungen spielten dabei eine eher untergeordnete Rolle. „Wie lang ist der Weg, ich kann nicht so lange laufen?“, fragte Angelika Henckel (67) aus Lübeck, um sich dann aber auf das Thema zu konzentrieren. „Ich arbeite fünf Tage im Monat, weil meine Rente nicht so hoch ist“, sagte sie. Nach 38 Jahren Arbeit, nachdem sie Kinder aufgezogen und Pflegekinder betreut hat, bekomme sie 800 Euro im Monat.Noch knapper geht es bei Edmund Kühn (71) aus Lübeck zu. „430 Euro und 78 Cent“, bezifferte er ohne nachzudenken die Höhe seiner Rente. „Ich habe aber auch wenig gearbeitet“, gab er zu und berichtete, dass er aufstockt. Elisabeth Kremer, Vorsitzende des Seniorenbeirates Bad Schwartau, war bei der Demo dabei, weil sie für Gerechtigkeit kämpfe. „Die Rentner sind keine Menschen zweiter Klasse“, sagte sie. Es gebe zwar viele, die gute Renten haben, aber eben auch ganz, ganz viele, vor allem Frauen, mit einer niedrigen Rente.
Mit ihrer Demo wollten die Rentner auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Erfüllen kann sie nur die Politik. Landes- und Bundespolitiker waren auf der Demo nicht vertreten, mit einer Ausnahme. Die SPD-Landtagsabgeordnete Sandra Redmann war gekommen, um die Rentner ihres Wahlkreises anzuhören. „Ich wollte ins Gespräch kommen mit den Seniorinnen und Senioren. Die haben ein Anliegen, für das sie demonstrieren, und da finde ich es richtig, dass Politik sich auch zeigt.“ Sie blieb die einzige aus der Politik. Gerhard Mascher vom Seniorenbeirat Stockelsdorf sagte dazu: „Der Rest kneift.“
Bruno Böhm, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats Lübeck, kündigte an, dass die Demo nicht die letzte sein werde. Die Rentner wollen weiter für ihre Interessen und einen Inflationsausgleich eintreten. „Es geht bis zum Juni“, sagte er . „Wir machen weiter mit einer Übergabe der Unterschriften, das geht aktionsmäßig weiter.“ Die Unterschriften werden bereits seit geraumer Zeit gesammelt. Und wenn das nicht reiche, werde es eine große Demo in Berlin geben.Erst einmal gab es einen Spaziergang durch Stockelsdorf. Vom Münzplatz aus über die Ahrensböker Straße und die Segeberger Straße im weiten Rund durch die Gemeinde bis zum Rathaus. Das bekamen auch die Autofahrer zu spüren. Nach Polizeiangaben gab es beim Abbiegen des Zugs in die Segeberger Straße einen Rückstau in die Krempelsdorfer Allee. Organisator Jürgen Fischer war nach der Demo zufrieden. „Der Plan hat funktioniert“, sagte er. Besonders gefreut hat ihn der Zusammenhalt der verschiedenen Seniorenbeiräte. „Dass wir nicht alleine dastehen.“