„Diese stofflichen Souvenirs waren fester Bestandteil der ,bewaffneten Organe der DDR’”, sagt Steenbeck. Die Mehrheit der rund 2,5 Millionen Wehrpflichtigen erhielt zum Ende der Soldatenzeit eines dieser mitunter aufwändig mit Propaganda-Motiven bedruckten, quadratischen Halstücher überreicht, um darauf die Unterschriften und Adressen seiner Kameraden zu sammeln. „Insofern verwundert es, dass diese Andenken bislang noch nicht genauer erforscht wurden”, sagt der Historiker.
Mehr als 30 Jahre nach dem Ende der Deutschen Demokratischen Republik stellt der Lübecker Journalist nun erstmals die militärischen Erinnerungstücher in ihrer Gesamtheit und Bildsprache vor – auf fast 270 Seiten und mit rund 200 Farb-Fotos in seinem Buch “Militärische Erinnerungstücher der DDR”.
Der Autor hat seit der Wende eine der weltweit umfassendsten Sammlungen der mitunter aufwändig bedruckten Reservistentücher und Co. zusammengetragen und intensiv analysiert. Zu mehr als 110 verschiedenen Tüchern wurde detailliert Wissen über Entstehung, Produktion und Ausgabe zusammengetragen. Ein umfassender Überblick über die zwischen 1965 und 1990 vor allem für Wehrpflichtige produzierten Tücher ist somit erstmalig möglich.
Und da diese offiziell als Erinnerungsgeschenke bezeichneten Souvenirs vielfach Teil der Rituale der „Entlassungskandidaten“ in den DDR-Streitkräften waren, werden in dieser Dokumentation aber auch deren Andenken und Eigenkreationen beleuchtet. Jedes Tuch wird mindestens auf einer Doppelseite vorgestellt, dazu gibt es erläuternde und einordnende Kapitel – sehr lesenswert und ein Muss für jeden, der sich mit DDR-Geschichte, dem ostdeutschen Militär oder DDR-Kunst und -Lebenswelt befasst.
Das Buch (DIN A5-Format) ist jetzt im Leipziger Engelsdorfer Verlag erschienen (ISBN 978-3-96940-709-7) und kostet 24,80 Euro. Es ist portofrei direkt beim Autor (E-Mail: tuch-buch(@)gmx-topmail.de), im Buchhandel und beim Verlag unter www.engelsdorfer-verlag.de erhältlich.