Doch mit einer Wohnung ist es natürlich nicht getan: „Laut Verteilerschlüssel des Kreises müssen wir in diesem Jahr noch bis zu 205 geflüchtete Menschen aufnehmen“, sagt Bad Schwartaus Ordnungsamtsleiter Dennis Wiese. Ob der fehlenden Wohnraumkapazitäten gerät die Stadt immer stärker unter Druck. „Da wir keine freien Wohnungen haben, bekommen wir derzeit kaum Flüchtlinge zugewiesen. So schieben wir aber eine Bugwelle vor uns her, die uns irgendwann einholen wird“, erklärt Wiese.
Vor dem Hintergrund der angespannten Lage ist die Stadtvertretung längst von ihrem grundsätzlichen Vorhaben einer dezentralen Unterbringung abgerückt. Bereits im Dezember 2024 Jahres wurde einstimmig der Erweiterung der Wohncontaineranlage für rund 50 Personen am Pohnsdorfer Weg zugestimmt. Zumal für die Anlage höhere Standards angedacht waren, um die dort angespannte soziale Situation nicht weiter zu verschärfen. So sollte jeder Bewohner seinen eigenen Wohn-, Küchen- und Sanitärbereich bekommen. Doch jetzt ist klar: Die Kosten für so eine Anlage liegen bei rund zwei Millionen Euro. Ursprünglich hatte die Verwaltung mit rund einer Millionen Euro und einem maximalen Zuschuss vom Land aus einem Förderprogramm von 800.000 Euro gerechnet.
Angesichts dieser Kostendifferenz wurde am Mittwochabend in der Stadtvertretung um die Standards bei der Unterbringung von Flüchtlingen gestritten. Die Mehrheitsfraktionen CDU und WBS waren sich einig, dass bei der Qualität der Unterbringung durchaus gespart werden sollte. „Es muss kein neuer Standard entwickelt werden. Wir müssen auch mal die Kirche im Dorf lassen“, sagte Wolf-Rüdiger Traß (WBS). Michael Schumacher von der CDU: „Die Menschen, die kommen, waren vorher in Landesunterkünften untergebracht. Da gibt es auch keine eigenen Küchen- und Sanitärbereiche.“
Diese Argumente brachten die Vertreter von SPD, Grüne, FDP und WiBS in Rage. Denn die Zustände im Bereich der Anlage an der Pohnsdorfer Straße sind schwierig. Vandalismus und Vermüllung sind dort ein Dauerproblem. „Die Gemeinschaftsküchen und Sanitärbereiche müssen wir alle sechs bis acht Wochen professionell reinigen lassen. Das kostet jedes Mal zwischen 1000 und 2000 Euro“, berichtete Ordnungsamtsleiter Wiese. „Wir können doch nicht den Fehler wiederholen, den wir schon einmal an der Pohnsdorfer Straße gemacht haben“, warb dann auch Gudrun Berger (Grüne) für bessere Standards. „Wer seinen eigenen Wohnraum hat, pflegt ihn auch besser“, erklärte Tanja Schlicht (WiBS). Aus Sicht von Heide Plücker (SPD) zeigen die Zustände an der Pohnsdorfer Straße, dass höhere Standards benötigt werden. „Geringe Standards sind zudem nicht schön für die Entwicklung und Integration.“
Bevor die Diskussion zu eskalieren drohte, gab es eine mehr als halbstündige Sitzungsunterbrechung. Am Ende verständigten sich alle Parteien (23 Ja-Stimmen und elf Enthaltungen) auf einen Vorschlag von Bürgermeisterin Katrin Engeln (Grüne). Der Kompromiss sieht vor, dass die Erweiterung nun für 1,6 Millionen Euro realisiert werden soll – anstelle von zwei Millionen Euro. Die Förderung vom Land bleibt dabei bestehen. Dafür wird auf die Festlegung von bestimmten Standards verzichtet. „Unser Ziel wird es sein, in dem vorgegeben Kostenrahmen die bestmöglichen Standards zu entwickeln“, kündigte Bürgermeisterin Engeln an.