„Wir müssen das ausblenden“, sagt Torsten Steffen, Gemeindewehrführer auf der Insel Fehmarn. „Die Leute schreiben während des Einsatzes und wollen am liebsten alles wissen. Aber da haben wir feste Grundregeln.“ Während des Einsatzes gehen keine Informationen über die sozialen Medien heraus, auch nicht über die eigenen Kanäle der Feuerwehren. Selbst wenn Bilder im Nachhinein gepostet werden, ist meist nur ein Feuerwehrauto am Einsatzort zu sehen. Weder Bilder der Betroffenen noch des Einsatzes selber werden gezeigt.
Besonders wichtig sei das, wenn es sich um Verkehrsunfälle handelt. „Dann müssen erst Angehörige informiert werden, das ist das Wichtigste“, sagt Steffen. Und er fasst zusammen, was er jedem Neugierigen am liebsten sagen würde: „Am besten in eine Wehr eintreten, dann bekommt man alles mit und kann auch noch helfen.“
Diesen Satz kennt auch Stephan Dreyer. „Das möchte ich den Leuten auch immer sagen, dann wären sie live und in Farbe dabei“, sagt Bad Schwartaus stellvertretender Gemeindewehrführer. Die sozialen Medien seien für ihn Fluch und Segen zugleich. Gefährlich werde es, wenn Persönlichkeitsrechte missachtet oder Gerüchte verbreitet würden. „Zum Beispiel, wenn es heißt, die Feuerwehr wäre zu langsam oder mit zu wenig Einsatzkräften vor Ort. Auf so etwas können wir natürlich in dem Moment nicht reagieren.“ Erst nach dem Einsatz ist Zeit für Facebook, Instagram oder X: Denn die Berichte der Arbeit dienen auch als Werbung für neue Mitglieder.
Das bestätigt auch Kreiswehrführer Michael Hasselmann. „Die sozialen Medien sind bei den Feuerwehren nicht mehr wegzudenken. Nur so ist ein bürgernaher Kontakt möglich“, sagt er. Denn die Reichweite ist groß. Beispiel Heiligenhafen:Als Woolworth im Dezember brannteund die Wehr auf Facebook berichtete, erhielt der Beitrag 395 Likes, 17 Kommentare und wurde 54 Mal geteilt. „Allerdings erhöht dies auch den Einsatztourismus. Wichtig ist es, datenschutzrechtliche Belange zu beachten. Dies ist für die verantwortliche Führungskraft schwierig“, sagt Hasselmann.Mehr Nutzen als Last sieht Jacob Revenstorf, Ortswehrführer aus Grömitz, in den sozialen Medien. Er präsentiert seine Wehr aktiv im Internet, dreht Videos, stellt sich selbst vor die Kamera.Auch seine Mitgliederwettehat er über die sozialen Medien verbreitet und dafür großen Zuspruch erhalten. „Ich hab einfach Spaß daran“, sagt er. Doch auch die Kehrseite der Medaille ist ihm geläufig. „Natürlich bekommen wir auch mit, wie schnell sich Informationen über Einsätze verbreiten, es gibt mittlerweile sogar eigene Whatsapp-Gruppen dafür“, erzählt er.Gleiches gelte auch für Gaffer. „Klar kennen wir Fälle, in denen wir Tragehilfe für den Rettungsdienst leisten und Nachbarn vom Balkon alles beobachten“, sagt Revenstorf, der aber dennoch entspannt bleibt. „Gerade im Sommer müssen wir auch ab und an Menschen freundlich, aber bestimmt bitten, vom Einsatzort wegzugehen. Aber das gehört dazu.“ Auch Florian Wrage, Sprecher der Eutiner Wehr, meint: „Ja, die Leute sind neugierig. Aber wir können es händeln.“