„In diesem Abschnitt bei Ratekau quert die Bahn die Straße und wird unter der Autobahn längs geführt“, erläutert Michael Heß, Projektingenieur für Geotechnik bei DB Infrago. Etwa fünf Meter tiefer werde die Trasse auf dem Erdreich aufliegen. Gutachter und Bohrüberwacher Thieß Freudenthal macht deutlich: „Für jedes Bauwerk müssen Informationen über den Baugrund und die Wasserverhältnisse erkundet werden.“ Und häufig könne dafür nur mit großen Bohrgeräten gearbeitet werden.
Wie der Boden aussieht, das bringt die Firma Neumann aus Eckernförde ans Licht. Insgesamt rund vier Wochen wird Bauleiter Jakob Hellmann mit seinem Team vor Ort sein. Zuvor wurde das Feld mit Stahlplatten ausgelegt. So soll der sehr feuchte Boden geschützt werden, damit keine Tiefenverdichtung stattfindet. „Wir können nicht einfach über den Acker fahren. Das hinterlässt Spuren“, betont Hellmann. Zwei Raupenbohrfahrzeuge stehen zur Verfügung. Bis zu 60 Meter tief geht es damit hinunter. Jeder Bohrwagen wird in der Regel von zwei Mitarbeitern bedient. An einem sind Bohrgeräteführer Axel Ziemke und sein Kollege Khairullah Sharifi bei der Arbeit. Anderthalbmeter lange Rohrstücke stecken sie aneinander, die mit der Rohrdrehanlage in die Erde gedrückt werden. „Dann wird ein Gestänge mit einer Schnecke am Ende hineingefahren und weiter reingedreht“, erklärt Hellmann. Sie werde mit dem Bohrgut schließlich herausgeholt und man könne feststellen, was für ein Untergrund dort herrsche.
„Wir werden auch als Bodenschmecker bezeichnet, weil es tatsächlich Böden gibt, die mit dem Mund getestet werden können“, sagt Michael Heß. Auf diese Expertise verlassen sie sich bei der DB aber dann doch nicht ganz. Das Material wird später genau bewertet. Im Labor werden Druckversuche gemacht. Es wird geprüft, wie viel Last der Untergrund trägt, ob man beispielsweise ein Brückenbauwerk daraufsetzen kann oder der Boden zu weich ist. Auch ein Hydrogeologe ist involviert in die Gutachten.
„Wir müssen Eingriffe in die Umwelt minimieren und müssen dafür die Grundwasser-Verhältnisse gründlich feststellen“, betont Michael Heß. Sonst müsste der Trassenabschnitt bautechnisch anders gelöst werden. Der Geotechniker aber macht deutlich: „Im Moment sieht alles ganz gut aus.“ Auch Jakob Hellmann kann nichts Gegenteiliges finden: „Wir haben nichts Spektakuläres hier, was den Bau behindern könnte.“
Seit 2013/2014 unternimmt die DB auf dem gesamten Streckenverlauf der Bahntrasse diverse Bohrungen. Nach den Untersuchungen bei Ratekau stehen bis September noch ein paar Abschnitte auf der Liste. So sind Bohrungsarbeiten im Bereich Scharbeutz und Haffkrug vorgesehen. Dann aber hoffen die Verantwortlichen, diesen wichtigen Schritt hin zum Bau der neuen Bahnstrecke abgeschlossen zu haben.